Neues aus den Projekten
Erfolgreiches Ausbildungskonzept in Serabu
Unser Krankenhaus im ländlichen Sierra Leone stellt uns und unsere Einsatzärzte immer wieder vor Herausforderungen: Sei es die Arbeitsbelastung vor Ort, logistische Schwierigkeiten oder kulturelle Dissonanzen. Es ist uns aber zugleich ein wirkliches Herzensprojekt. Es scheint dort so vieles möglich und noch zu erreichen, zum Wohl der Menschen vor Ort…
Besonders stolz sind wir auf unser Ausbildungsprogramm, das versucht, dem immensen Fachkräftemangel in Sierra Leone entgegen zu wirken. Daher arbeiten unsere entsandten Einsatzärzte in Serabu nicht nur in ihren Fachgebieten, sondern bilden gleichzeitig unser einheimisches Personal medizinisch aus und fort. Und dies ist dringend notwendig in einem Land mit solchem Mangel an Fachkräften, der sich durch den Ebola-Ausbruch noch weiter verschlechtert hat. Die WHO empfiehlt mindestens 20 Geburtshelfer, Chirurgen und Anästhesisten pro 100.000 Einwohner in ressourcenschwachen Ländern. In Sierra Leone gibt es weniger als ein Viertel davon! Nach dem Medizinstudium besteht nicht einmal die Möglichkeit einer Facharztausbildung im Land...
Während der Ebola-Krise, als wir keine deutschen Kurzzeitärzte entsenden konnten, hat sich unser einheimisches Team sehr bewährt. Dank ihnen und dem Einsatz unserer Langzeitärzte konnte unser Krankenhaus für die Patienten geöffnet bleiben. In unserem Krankenhaus bilden wir Community Health Officer (CHO) aus. Sie sind zwischen der Pflege und den Ärzten angesiedelt, haben aber kein Medizinstudium absolviert. Üblicherweise übernehmen diese die medizinische Basisversorgung in den ländlichen Gesundheitsstationen. Bei uns können sie sich in einer weiteren, drei Jahre dauernden Zusatzausbildung im Bereich Chirurgie oder Anästhesie fortbilden lassen. Das chirurgische Trainingsprogramms (STP- Surgical Training Programm) wurde von der norwegischen NGO Capa Care 2011 ins Leben gerufen und läuft seit 2013 auch in Serabu, das als Lehrkrankenhaus fungiert. Das Programm folgt der WHO-Initiative zur chirurgischen Basis- und Notfallversorgung in ressourcenschwachen Ländern.
Von 2011-2013 wurden bereits 48 chirurgische CHOs in ganz Sierra Leone erfolgreich ausgebildet. Sie sind in der Lage Verletzungen zu versorgen, Notoperationen im Bauchraum z.B. bei einer Blinddarmentzündung, einem Darmverschluss, Darmdurchbruch oder Magengeschwür vorzunehmen, Geburtsverletzungen zu versorgen, Kaiserschnitte durchzuführen aber auch Leistenbrüche bei Kindern und Erwachsenen zu beheben. Alieu, unser im Krankenhaus in Serabu fest angestellter chirurgischer CHO, ist das beste Beispiel, wie sinnvoll dieses Ausbildungsprogramm ist. Er ist in der Lage, die Grund- und Regelversorgung sowie die anfallenden Notfalleingriffe selbständig und sicher durchzuführen. Selbst kompliziertere Eingriffe sind für ihn kein Problem mehr. Dennoch arbeitet er sehr gerne mit den aus Deutschland kommenden Chirurgen zusammen und profitiert von deren Erfahrung. In Zukunft wird unser Krankenhaus zwei Studenten in der chirurgischen Weiterbildung haben! Darüber freuen wir uns sehr!