Weltflüchtlingstag: Seenotrettung auf der tödlichsten Fluchtroute der Welt
German Doctors Bordärztin Barbara Held © Nils Kohstall
Die Mittelmeerroute gilt als die tödlichste Fluchtroute der Welt. Viele Menschen, die über das Mittelmeer fliehen, leiden an Unterkühlung, Flüssigkeitsmangel und Erschöpfung. Hinzu kommt, dass sie verletzt sind und versorgt werden müssen.
Die German Doctors entsenden ehrenamtliche Einsatzärztinnen und -ärzte, die jeweils eine dreiwöchige Mission des Rettungsschiffes „Sea-Eye 4“ auf dem Mittelmeer begleiten und die medizinische Grundversorgung der Geretteten sicherstellen.
Eine dieser Ärztinnen ist die Allgemein- und Notfallmedizinerin Dr. Barbara Held. In einem Beitrag für die Deutsche Hebammen Zeitschrift, Ausgabe 3/2024 der Journalistin Melanie M. Klimmer, berichtet Frau Dr. Held über ihren Einsatz bei einer der Missionen.
"Unsere kritischste Patientin war die junge Frau, die sie uns als Erste ins Hospital gebracht hatten. Nachdem wir ihre von Benzin durchtränkte Kleidung entfernt hatten, sah ich, dass sie etwa im sechsten Monat schwanger war", so Dr. Held. "Das größte Problem waren ihre sehr schlechte Sauerstoffsättigung, ihr viel zu niedriger Blutdruck und ihr verlangsamter Herzschlag. Unter High-flow-Sauerstoffgabe konnten wir nur mäßige Werte erreichen, aber wenigstens konnten wir ihren Kreislauf unter intravenöser Flüssigkeitsgabe stabilisieren."
Nachdem die italienische Seenotrettungszentrale (MRCC) eine Evakuierung per Hubschrauber abgelehnt hatte, musste die Frau an Bord des Schiffes behandelt werden. »Wir behandelten die junge Frau mit Volumensubstitution und Antibiose, verabreichten ihr Schmerzmittel sowie Salbutamol als Inhalation, um ihre Bronchien zu weiten, da ihre Lunge rasselte und spastisch klang«, sagt Dr. Held.
"Zwischendurch wachte die junge Frau kurz auf. Sie konnte uns Auskunft geben, wie sie heißt, dass sie alleine reist, dass sie im sechsten Schwangerschaftsmonat und Erstgebärende ist", erklärt die Allgemein- und Notfallmedizinerin. "Und dann flüsterte sie mehrfach etwas, das ich erst nicht verstand. Erst, als ich mit meinem Ohr ganz nah an ihren Mund kam, hörte ich »SEA-EYE«? Als ich bejahte, begann sie zu lächeln und verlor daraufhin erneut das Bewusstsein.", so die German Doctors Bordärztin Barbara Held. – Wenig später platzte die Fruchtblase der Patientin.
Den Artikel von Melanie M. Klimmer in der Deutschen Hebammen Zeitschrift Ausgabe 3/2024 können Sie hier lesen