Kontrastprogramm: Kenia aus Touristensicht

Ein Bericht von Langzeitärztin Barbara Hünten-Kirsch über ihren Einsatz in Nairobi, Kenia

Mount Kenya (© Håkon Dahlmo, Quelle: Wikipedia)

Der Mount Kenya (© Håkon Dahlmo, Quelle: Wikipedia)

Vor Kurzem hatte ich Urlaub, Gelegenheit mal die andere Welt Kenias zu erleben. Schon lange hatten wir uns die Erklimmung des Mount Kenyas vorgenommen. Eigentlich war es ja meine gewonnene Wette mit Vincent, unserem Projektkoordinator, die uns dort hinaufführen sollte. Dieser hatte aber in letzter Minute andere Pläne, so dass es nur noch – von unserem Führer und den fünf Trägern(!) mal abgesehen – eine rein deutsche Kleinstgruppe war, die sich auf den Weg nach oben machte. Zum Glück waren wir durch bergerfahrene Bekannte mit allem, was man so an Kleidung für Temperaturen unter null brauchen kann, gut ausgestattet. Es ist schon Wahnsinn, was da alles so den Berg hinaufgeschleppt wird: nicht nur Tütensuppen, sondern Fisch, Fleisch, Tee, Kaffee, Saftpäckchen, Cerealien, frisches Obst, Gemüse und die Zutaten für das „Full English Breakfast“. Am meisten amüsiert hat uns der Eiermann, der den Eierkarton für das morgendliche Omelette oder Spiegelei im Schlepptau hatte.

Der Mount Kenya Tourismus ist übrigens in erster Linie deutschsprachig mit Wanderern aus Österreich, Deutschland und der Schweiz. Und nicht nur wir wurden nach Strich und Faden verwöhnt. Das scheint hier Standard zu sein. In dem Küchenraum der Hütten schnipselt und kocht auf Kerosinöfchen ein ganzes Heer von Kenianern stundenrund vor sich hin, um uns „Wazungus“ den Aufenthalt so schön wie möglich zu machen. Und doch wird trotz allem aufwändigen Luxus gerade die Zeit, die wir auf der Hütte zubringen müssen, zur Qual: wir kommen am frühen Nachmittag an und müssen bei Eiseskälte Stunden bis zum Schlafengehen totschlagen. Man kann sich noch so warm anziehen, Hände und Füße bleiben einfach eiskalt.

Entschädigung satt bietet da die wunderschöne, abwechslungsreiche Landschaft: in den niederen Lagen Bambusbüsche und -Bäume, dann eine Regenwaldzone mit langen Bartflechten, Protazeen, die ich sonst nur aus Südafrika kenne, aber auch viele andere Blümchen wie Veilchen und Gladiolen, höher die hier endemischen Riesenlobelien, von denen es zahlreiche Spezies gibt, und ganz oben dann die schroffe Bergwelt, wie sie auch in den Alpen sein könnte. Leider hat uns an unserem Gipfelmorgen Schnee und Nebel den prachtvollen Rundblick auf die umgebenden Berggipfel verwehrt, so wie ich es vom letzten Mal in Erinnerung hatte. Mein Fazit: es war ein beeindruckendes Erlebnis, das ich nicht missen möchte, das ich aber auch in den nächsten Jahren so schnell nicht wiederholen muss.

Nach unserer Besteigung des Mount Kenya haben wir dann das Kontrastprogramm genossen: mit dem Nachtzug – der immer noch den Glanz vergangener kolonialer Zeiten trägt – im 2-Bett-Schlafwagenabteil von Nairobi nach Mombasa, Unterkunft im ebenfalls kolonialen Castle Royal Hotel, das durchaus seinen Charme hat, auch wenn es mal von der Decke tropft, und anschließend noch drei Tage Sonne, Strand und Meer am Indischen Ozean in einer gemütlichen, von einem deutsch-schweizer Ehepaar geführten Lodge.

Als ich diesen Beitrag schreibe, sitze ich gerade mit Laptop im offenen Restaurant, lausche dem Rauschen und blicke auf den strahlend-blauen Ozean, auf dem die in der Spätnachmittagssonne liegenden Fischerboote hin- und herschaukeln

Danach geht es zurück nach Nairobi und dann für zwei Wochen nach Deutschland. Ich freue mich schon sehr darauf, vor allem auf das Wiedersehen mit vielen Lieben.