Ärzte helfen weltweit
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Vincents Weg zurück ins Leben
Vincents Weg zurück ins Leben

Vincents Weg zurück ins Leben

Epilepsie wird auf den Philippinen oftmals nicht behandelt: Vincent kann nicht laufen, nicht zur Toilette gehen und nicht selbstständig essen - und hat bis zu zehn Anfälle pro Tag. Er hat das große Glück, sehr liebevolle Eltern zu haben - denn auf den Philippinen ist der Umgang mit Epilepsie leider noch immer sehr rückschrittlich... Sehen Sie in diesem Video, wie die German Doctors Menschen wie Vincent helfen können:

Auf den Philippinen ist der Weg zum nächsten Arzt weit

Hilfe nach zehn Jahren Leid

Es ist heiß, und es ist schwül. Ein zierlicher Mann erklimmt im philippinischen Regenwald über einen unbefestigten Pfad einen steilen Anstieg. Er geht langsam. In ein Tuch gewickelt trägt er auf seinem Rücken seinen Sohn. Doch der Junge ist kein Baby mehr. Vincent ist 18 Jahre alt und wiegt trotz seines Untergewichts schwer auf dem Rücken des Vaters. Barfuß trägt der Vater den schlafenden Sohn vom Dorf Gumbooy ins fünf Kilometer entfernte Ammaboy.

Die Menschen in den entlegenen Bergdörfern der Insel Luzon sprechen seit Wochen davon, dass Ärzte aus dem fernen Deutschland an diesem Tag nach Ammaboy kommen, um den Kranken zu helfen. Medizin werden sie dabeihaben und vor allem werden sie kein Geld verlangen für ihr Tun. So richtig daran glauben kann in diesem abgelegenen Winkel der Erde keiner, auch Vincents Eltern nicht. Ein Arzt – hier bei ihnen? Noch dazu vom anderen Ende der Welt, wo sich schon kein einheimischer Mediziner hierher je verirrt hat? Doch die Hoffnung überwiegt schließlich die Zweifel. Sie verleiht dem Vater die nötige Kraft, um den beschwerlichen Weg zur ersten Sprechstunde der German Doctors in Ammaboy mit dem Jungen auf dem Rücken zurückzulegen.

Vincent leidet an Epilepsie

"Dann kam der Tag, der alles verändert hat"

„Vincent war ein gesunder Junge. Er war immer fröhlich, und er war gut in der Schule“, erklärt Vincents Vater wenig später dem erfahrenen German Doctor Gerhard Steinmaier mithilfe einer Dolmetscherin. „Dann kam der Tag, der alles verändert hat. Vincent war acht Jahre alt. Er war beim Spiel in der Pause auf das Dach der kleinen Schule geklettert. Dabei verlor er den Halt und fiel zu Boden. Vier Tage nach dem Sturz begann er zu krampfen und verlor das Bewusstsein. Wir brachten ihn ins Krankenhaus nach Tabuk. Dort lag er drei Monate, einen davon bewusstlos. Einen weiteren Monat lag er stationär in Manila. Nach dem Erwachen konnte Vincent nicht mehr sprechen, nicht mehr laufen und er war halbseitig gelähmt. Die Ärzte schickten uns nach Hause. Sie sagten, sie könnten für Vincent nichts mehr tun. Immer wieder bekommt er seitdem Krampfanfälle. Bis zu zehn Mal am Tag. Das ist schlimm mitanzusehen. Er ist völlig hilflos, kann nicht allein essen, nicht zur Toilette gehen. Meist schläft er. Meine Frau und ich wünschen uns dringend Hilfe für unseren Sohn.“

Vincents Schicksal macht betroffen, und es ist in mancherlei Hinsicht beispielhaft für die Situation behinderter Menschen auf den Philippinen. „Medikamente zur Unterdrückung von epileptischen Anfällen sind auf den Philippinen sehr teuer und auf Dauer für die meist armen Familien unerschwinglich, ebenso wie solche zur Behandlung psychischer Erkrankungen“, erklärt Gerhard Steinmaier. Seit dem Jahr 2013 ist er regelmäßig auf den Philippinen im Einsatz, aktuell als sogenannter Langzeitarzt für mehrere Jahre. Steinmaier hat Schlimmes gesehen. Menschen, die wegen ihrer psychischen Erkrankung angekettet oder in käfigähnlichen Verschlägen eingesperrt werden. „Die indigenen Gemeinschaften glauben noch immer an Geister und Hexen und dass sie die Erkrankungen verursachen. Man fürchtet Aggressionen und Gewalttätigkeit der Kranken und sperrt sie deshalb zum Schutz der Gemeinde einfach weg. Menschen, die ‚nur‘ körperlich behindert sind, sind dagegen meist in die Gemeinschaft integriert. Schlechter ist es um die Behandlungsmöglichkeiten bestellt; Physiotherapie ist meist eine Privatleistung und entsprechend teuer.“

Vincents Mutter ist dankbar

„Die German Doctors sind die einzigen, die unserem Sohn ge­holfen haben. Sie haben ihm Medizin ge­geben und ihn in regel­mäßigen Ab­ständen unter­sucht. Ich kann immer wieder nur danke sagen!“

Gani
Mutter von Vincent

Vincent ist 18 Jahre alt und lebt in Gumboy

"Ich danke den German Doctors"

Vincent hat das Glück, sehr liebe­volle Eltern und eine verständ­nis­volle Dorf­gemein­schaft zu haben – und an diesem Tag den German Doctors vor­ge­stellt worden zu sein. Gerhard Stein­maier gibt dem Vater ein Medi­ka­ment gegen die epilep­tischen Anfälle mit und bittet ihn, Protokolle über die Anfälle des Jungen zu führen. Sechs Wochen später besucht der Langzeit­arzt mit einem kleinen Team Vincent und dessen Familie zuhause. Mit dabei ist der Filmemacher Gerald Schank, der die Arbeit der German Doctors dokumentiert. Die Eltern erzählen, dass Vincent nur einen einzigen Krampfanfall hatte, seit er das Antiepileptikum bekommt. Einen! Zuvor waren es bis zu zehn pro Tag. „Ich danke den German Doctors“, sagt Vincents Mutter mit Tränen in den Augen. Freude, Erleichterung, ein langer Leidensweg und die Liebe zu ihrem Sohn sind ihr deutlich anzusehen. „Die German Doctors sind die einzigen, die unserem Sohn geholfen haben. Sie haben ihm Medizin gegeben. Ich kann immer wieder nur danke sagen.“ Vincent selbst wirkt an diesem Tag fröhlich. Er lächelt viel, hält einen Ball fest, klatscht in die Hände und kann mit Unterstützung aufrecht stehen. Dinge, die noch anderthalb Monate zuvor undenkbar schienen. Es ist, als ob er auftaut aus einer Starre, die ihn zehn Jahre lang festgehalten hat. „Hoffentlich kann Vincent durch die Hilfe der German Doctors eines Tages wieder laufen“, so seine Mutter.

Vincent kann wieder gehen

Nach diesem berührenden und Mut machenden Besuch ermöglicht Langzeitarzt Steinmaier Vincent und seiner Mutter einen 14tägigen Aufenthalt im „LinAwa Rehabilitation & Development Center“ in Tabuk, einer Reha-Einrichtung für behinderte Kinder und deren Angehörige. Vincents Mutter erlernt hier, wie sie ihren Sohn im Alltag zuhause therapeutisch gut unterstützen kann, um vor allem seine Motorik, aber auch seine sozio-emotionalen und seine kognitiven Fähigkeiten optimal zu fördern.

Nur fünf Monate nachdem Vincents Vater den Jungen zur ersten Sprechstunde der German Doctors in Ammaboy getragen hat, schickt uns das lokale Team ein mit dem Smartphone aufgezeichnetes Video nach Deutschland in die German Doctors-Geschäftsstelle. Darauf zu sehen: Vincent, der strahlend und ohne Unterstützung einige Schritte läuft! Bilder, die zu Tränen rühren und die überdeutlich machen, dass die Hilfe der German Doctors ankommt.

Ihre Hilfe wirkt

German Doctors e.V. – unser Name ist Programm! Wir ent­senden Ärztinnen und Ärzte zu ehren­amtlichen, sechs­wöchigen Hilfs­einsätzen, vor­wiegend in Länder des Globalen Südens. In den Slums von Millionen­städten, länd­lichen Armuts­regionen, Flüchtlings­unter­künften und auf einem zivilen Seenotrettungsschiff versorgen wir extrem bedürftige Menschen basismedizinisch.

Zudem bilden wir lokale Gesundheitskräfte aus, um die medi­zinische Versorgung vor Ort nach­haltig zu stärken. Seit Gründung des Vereins im Jahr 1983 leisteten fast 4.000 German Doctors rund 7.900 Einsätze in 14 verschiedenen Ländern. Das ist gleich­bedeutend mit rund 13 Millionen Patienten­kontakten!

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