Ärzte helfen weltweit
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Ausbildungskomponente in unseren Projekten – Arbeit an einem einheitlichen Curriculum

Die Ausbildung von Gesundheitsfachkräften ist neben der direkten medizinischen Versorgung ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit. Ausgebildete Gesundheitsfachkräfte bleiben auch nach Projektende in der Region, sodass ihr dauerhaftes Engagement ein wichtiger Baustein ist, um die Nachhaltigkeit der Projekte zu sichern. Um ihre Ausbildung zu vereinheitlichen und die Qualität der Ausbildungsprogramme zu sichern, haben wir nun an einem einheitlichen Curriculum gearbeitet.

© Christian Nusch

Gesundheitsfachkräfte werden derzeit in unseren Projekten in Indien, auf den Philippinen, in Sierra Leone und in Kenia ausgebildet. Sie sind Menschen aus den Projektgemeinden, die Interesse haben, sich zu engagieren und einen Beitrag zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung in ihren Gemeinden zu leisten. Ein Großteil der Gesundheitsfachkräfte sind Frauen. Durch die Ausbildung gewinnen sie neben vielen Fähigkeiten zusätzlich Ansehen in den Gemeinden. Sie werden von anderen Gemeindemitgliedern als Expertinnen angesehen und können sich dort insbesondere für die Belange der Frauen einsetzen.

Die ausgebildeten Gesundheitsarbeiterinnen leisten im Notfall Erste Hilfe und behandeln einfache Erkrankungen. Sie unterstützen in der mobilen Klinik, sind für das Follow-up und Hausbesuche, insbesondere bei Chronikerinnen und Chronikern, schwangeren Frauen und unterernährten Kindern zuständig. Sie bringen Patientinnen und Patienten in staatliche Krankenhäuser und unterstützen sie im Zugang zu staatlichen Programmen. Sie beraten zum Thema Verhütung und Familienplanung und organisieren Frauen- und Jugendgruppen.

In unserem Projekt im Sundarban-Delta sind seit Ende 2022 die Einsatzärztinnen und –ärzte kontinuierlich in die Ausbildung der Gesundheitsarbeiterinnen eingebunden. Das war zuvor in anderen Projekten – abgesehen vom Pädiatrietraining in Sierra Leone – nur punktuell der Fall. Die Gesundheitsarbeiterinnen, die zunächst eine erste medizinische Einführung von lokalen Trainerinnen erhalten, werden anschließend in wöchentlichen Trainings durch die deutschen Ärztinnen und Ärzte fortgebildet. An ein bis zwei Tagen pro Woche ist Trainingstag: Statt in der mobilen Klinik zu arbeiten, bilden die Ärztinnen und Ärzte an diesem Tag die Gesundheitsarbeiterinnen fort. Das Training findet nach einem Trainingsplan statt, der bisher von unserer Partnerorganisation ASHA festgelegt wurde.

Arbeit an einem einheitlichen Curriculum

Da der Bedarf an Ausbildungsprogrammen in unseren Projekten immer größer wird, soll die Ausbildung zukünftig vereinheitlicht werden. So soll sichergestellt werden, dass alle wichtigen Themenbereiche abgedeckt werden und die Qualität der Ausbildungsprogramme verbessert wird.

Eine Gruppe engagierter Einsatzärztinnen und -ärzte unter Leitung der Pädiaterin Corinna Llamas, die uns seit Mitte 2023 in medizinischen Fragen unterstützt, hat nun in den vergangenen Monaten an einem Curriculum für die Ausbildung gearbeitet.

Die Ausbildung der Gesundheitsarbeiterinnen ist fokussiert auf Prävention, die Früherkennung, Behandlung und Nachsorge der wichtigsten Erkrankungen. Dabei ist das praktische Training der Gesundheitsarbeiterinnen, z.B. das Erlernen zentraler Fähigkeiten wie das Messen der Vitalparameter oder Wundversorgung, ein besonders wichtiger Aspekt des Curriculums. Es soll kein tiefgehendes medizinisches Wissen vermittelt werden, sondern vielmehr für Gesundheitsprobleme in der Bevölkerung sensibilisiert und das Herangehen gemeinsam erarbeitet werden.

In einem allgemeinen Teil des Curriculums haben dankenswerterweise Einsatzärztinnen und -ärzte das wichtigste Basiswissen ihrer Fachgebiete formuliert und illustriert. Dabei wurden grundlegende Themen wie erste Hilfe, Informationen zu den häufigsten akuten und chronischen infektiösen und nicht-infektiösen Erkrankungen, Kinder- und Frauengesundheit, sowie die wichtigsten Hauterkrankungen ausgewählt.
Darüber hinaus gibt es auch einen projektspezifischen Teil, schließlich spielt auch der lokale Kontext bei der Ausbildung eine wichtige Rolle. Lokale Ernährungsgewohnheiten und Gesundheitsrisiken, der Aufbau des lokalen TB-Kontrollprogrammes, Überweisungsmöglichkeiten usw. werden von der jeweiligen Partnerorganisation hinzugefügt. Die kontextspezifischen Trainingseinheiten hat der Partner ASHA gemeinsam mit den im Projekt aktiven indischen Ärzten erstellt.

Zusätzlich zu dem Curriculum werden auch die Materialien und Präsentationen, die Einsatzärztinnen und -ärzte während ihres Einsatzes für Trainingszwecke erstellt haben, zukünftig bei uns gesammelt und anderen Einsatzärztinnen und –ärzten zur Verfügung gestellt, die dasselbe Thema in einem anderen Projekt abdecken.

Falls ihr schon einmal einen Vortrag in einem unserer Projekte gehalten habt, freuen wir uns, wenn ihr uns diesen zur Verfügung stellt!

Testphase in Jhargram und im Sundarban-Delta

Im April 2024 hat nun auch die Ausbildungskomponente in unserem Projekt in Jhargram, Indien gestartet. Dort und im Sundarban-Delta Projekt wird das Curriculum erstmals zum Einsatz kommen. Für den Einsatz in Jhargram hat das Team des Partners KJKS nun den projekt- bzw. kontextspezifischen Teil überarbeitet und an die lokalen Gegebenheiten angepasst. Basierend auf dem Curriculum wird dann ein Trainingsplan für das individuelle Projekt erstellt. Das Curriculum wird sowohl den Einsatzärztinnen und -ärzten, die die Trainings übernehmen werden, als auch in übersetzter Version den Gesundheitsarbeiterinnen zur Verfügung gestellt. Für sie dient das Curriculum als Nachschlagewerk. Nach einigen Monaten werden wir den Einsatz des Curriculums evaluieren und bei Bedarf Anpassungen vornehmen. Zukünftig wird das Curriculum dann auch in anderen Projekten über den indischen Kontext hinaus zum Einsatz kommen.

Wenn ihr euch besonders für einen Einsatz in einem Ausbildungsprojekt interessiert oder Interesse habt, euch auf andere Weise für German Doctors zu engagieren, freuen wir uns über eine Kontaktaufnahme.