In den vergangenen drei Jahren hat die Zusammenarbeit zwischen dem Salem Kolonyi Hospital (SKH) und dem German Doctors e.V. dazu beigetragen, die primäre Gesundheitsversorgung in Uganda zu stärken und auch die fachärztliche Versorgung im ländlichen Raum zu verbessern. Im Rahmen des von der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) geförderten Programms "Klinikpartnerschaften – Partner stärken Gesundheit" hatte ich nun die einmalige Gelegenheit, nach Deutschland zu reisen und an einer Hospitation im Klinikum Lüneburg teilzunehmen. Hier habe ich vom 8. bis zum 28. Januar 2024 in der Pädiatrie gearbeitet.
Mit Unterstützung der German Doctors erweitern wir gerade die klinischen Angebote im SKH durch eine Baumaßnahme, die u.a. eine Neugeborenstation umfasst. Außerdem wollen wir ein digitales Gesundheitssystem einführen und ein Gemeinde-Gesundheitsfinanzierungsschema entwickeln. Mit diesen Plänen im Hinterkopf wollte ich meine Reise vor allen Dingen dazu nutzen, in diesen Themenkomplexen neues Wissen zu sammeln. Gleichzeitig war ich sehr gespannt darauf, das Gesundheits- und Organisationssystem in einem deutschen Krankenhaus kennenzulernen.
„Neue Ansätze zu lernen, kann Leben retten“
Das Klinikum Lüneburg ist ein akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Hamburg und bietet eine breite Palette an medizinischen Dienstleistungen an. In der Abteilung für Pädiatrie und Jugendmedizin wurde ich von einem engagierten Team begrüßt, das hochmotiviert war Erfahrungen auszutauschen. Darunter auch Sabine Mahncke, die bereits seit vielen Jahren ehrenamtlich für die German Doctors als Einsatzärztin aktiv ist. Ich habe an ambulanten und stationären Konsultationen teilgenommen, bei denen verschiedene Erkrankungen von Kindern und Jugendlichen behandelt wurden. Darunter RSV, Lungenentzündung, Blinddarmentzündung, Influenza A, Depression, Epilepsie und viele andere. Besonders beeindruckend war für mich die Behandlung von Neugeborenen mit Geburtsasphyxie mittels Hypothermie.
Diese innovative Behandlungsmethode hat mir gezeigt, wie lebensrettend solche neuen Ansätze sein können. Ebenso hatte ich die Möglichkeit, das Familiäre Mittelmeerfieber durch eine gründliche Anamnese und Untersuchung zu diagnostizieren, indem ich die Herkunft der Patienten berücksichtigte und vergangene Krankenhausaufenthalte analysierte. Diese Erfahrung war für mich sehr lehrreich und zeigte die Bedeutung einer ganzheitlichen Herangehensweise an die Diagnosestellung.
„Antimikrobielle Resistenzen zu vermeiden ist von unschätzbarem Wert für Uganda“
Ich habe während meines Aufenthaltes viele positive Aspekte des deutschen Gesundheitssystems kennengelernt, darunter eine gut strukturierte und organisierte Infrastruktur, eine effektive Teamarbeit mit regelmäßigen Besprechungen und Diskussionen und einen hohen Grad an Spezialisierung. Besonders beeindruckend war für mich, wie sorgfältig Patientenrechte respektiert wurden und wie gut der Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen für alle ist. Das Krankenhaus hat seine Ziele immer effektiv erreicht, was hauptsächlich auf die gute Teamarbeit und die kompetente Nutzung vorhandener technologischer Ressourcen zurückzuführen ist. Wie wichtig tägliche Besprechungen mit dem klinischen Team zur Diskussion der Fallführung sind, werde ich definitiv mit nach Hause nehmen. Auch wie praktisch der direkte Einkauf von medizinischen Vorräten und Medikamenten direkt vom Hersteller ist, um Ausgaben zu sparen. Ebenso habe ich gelernt, dass der rationale Einsatz von Antibiotika entscheidend ist, um antimikrobielle Resistenzen zu vermeiden - was von unschätzbarem Wert für die Gesundheitsversorgung in Uganda ist.
Trotzdem habe ich mich gefreut, auch einige Erfahrungen aus dem SKH einbringen zu können, von denen das Klinikum Lüneburg profitieren kann. Beispielsweise die konservative Behandlung von Blinddarmentzündungen, mit der wir im SKH gute Erfahrungen machen. Darüber
hinaus könnten die erfolgreichen Ansätze zur Behandlung schwerer Mangelernährung, die im SKH angewendet werden, für Fälle einer Gedeihstörung auch in Deutschland eine Behandlungsoption sein.
Herausforderungen während meines Klinikaustausches
Schwierig war für mich vor allen Dingen die Sprachbarriere. Die fehlende gemeinsame Sprache hat den Austausch untereinander eingeschränkt. Und leider hat das schlechte Wetter lange Aufenthalte draußen unmöglich gemacht.
Dennoch wurden die Ziele meiner Reise allesamt erfüllt. Die erworbenen Kenntnisse im Bereich der Neonatalversorgung werden nicht nur das Leben von Neugeborenen in der zukünftigen neonatologischen Abteilung am SKH retten, sondern auch die Qualität der Versorgung insgesamt verbessern. Auch für die Eröffnung unserer neuen Station kann ich wertvollen Input mitbringen. So werde ich beispielsweise den Kauf von Magensonden, einem Kühlschrank und einer CPAP-Maschine empfehlen.
Für mich ganz persönlich hat diese Reise dazu geführt, dass ich entschlossen bin, meine medizinische Ausbildung zu erweitern und mich langfristig als Arzt auf die Fachgebiete Pädiatrie und Neonatologie zu spezialisieren.