




Nach zahlreichen Diskussionsrunden auf verschiedenen Ebenen und intensiven Abstimmungen in den vergangenen Monaten haben wir uns entschlossen, die Kooperation mit der Caritas in den Regionen Dhaka und Chattogram weiterzuführen.
Wie bereits zuvor berichtet, erkennen wir nach wie vor, dass besonders im städtischen Raum mittlerweile zahlreiche Gesundheitsdienste von der Regierung angeboten werden. Im neuen Konzept liegt daher der Schwerpunkt unter anderem auf der Zusammenarbeit mit den Regierungsstellen. Für Dhaka planen wir eine zusätzliche Laufzeit von anderthalb Jahren, in der das Projekt Überweisungssysteme stärker etablieren wird. Nach Ablauf dieses Zeitraums beabsichtigen wir, uns tatsächlich aus der Region zurückzuziehen und unseren Fokus verstärkt auf ländlichere Gebiete zu legen.
Aufgrund der langen Laufzeit ist die Abhängigkeit der Patient*innen mit unserem Projekt in Chattogram deutlich stärker, daher streben wir hier eine längere Projektlaufzeit von drei Jahren an. Während dieser drei Jahre wird die Arbeit in zwei Stadtteilzentren kontinuierlich zurückgefahren, und eine vertiefte und nachhaltigere Zusammenarbeit mit dem Staat und anderen Akteuren umgesetzt. An drei Standorten werden wir die gesamten drei Jahre über präsent bleiben, da wir hier nach wie vor einen deutlichen Bedarf sehen, insbesondere in der ländlichen Region Bankshali.
Auch den Bereich Familienplanung wird die Caritas nun gemeinsam mit anderen Partnern adressieren, um Aufklärung über moderne Methoden sowie den Zugang zu gewünschten Kontrazeptiva zu gewährleisten.
Wir werden die Zusammenarbeit mit der Caritas Bangladesch kontinuierlich begleiten und überprüfen, inwieweit die gesetzten Ziele tatsächlich erreicht werden. Die Bereitschaft der Caritas zur Veränderung lässt uns allerdings hoffen, dass eine verbesserte Zusammenarbeit und eine nachhaltigere Ausrichtung der Projekte möglich sind. Daher freuen wir uns, euch auch wieder in die beiden Projekte für einen Arzteinsatz ab Mitte 2024 entsenden zu können. Ab August 2024 gibt es noch freie Slots!
Vorzeitige Beendigung des Srimangal-Projektes: Probleme in der Zusammenarbeit mit der Bangladesh Nazarene Mission (BNM)
Die Kooperation mit BNM war von Anfang an von Schwierigkeiten geprägt. In den vergangenen Monaten sind verschiedene Fälle von schwerem Missmanagement bekannt geworden und konnten durch eine externe Evaluierung und vertiefte Finanzprüfung bestätigt werden. Die äußerst schwachen administrativen Strukturen der Organisation wirken sich hier sehr negativ aus.
Der Umgang mit Mitarbeitenden entspricht nicht den Werten von German Doctors: Versprochene und budgetierte Sozialleistungen wurden nicht an die Projektmitarbeitenden ausgezahlt. Bei Problemen wurde stets der Druck auf die Projektmitarbeitenden erhöht und Wertschätzung und Unterstützung gegenüber den Teams fehlten.
Die Beziehung zu den lokalen Behörden und Teeplantagenbesitzern hat sich in den vergangenen Monaten deutlich verschlechtert, auch durch die Verbreitung von Gerüchten durch ehemalige Mitarbeitende.
All dies hat dazu geführt, dass das Projekt nicht mehr wie geplant umgesetzt werden konnte: Viele Mechanismen, die in einem Arztprojekt Standard sind (Überweisungssystem, Diagnostik an Outreach-Standorten, Follow-up/Hausbesuche) konnten auch nach einem Jahr Projektlaufzeit noch nicht in ausreichender Weise etabliert werden. Die deutschen Ärztinnen und Ärzte durften auf Grund der Probleme mit den Behörden unter anderem keine Karten für Patientinnen und Patienten mehr ausfüllen. Die Zahl der Patientinnen und Patienten ist stark gesunken, insbesondere an den Outreach-Standorten, wo vorwiegend die Zielgruppe der Teeplantagenarbeiterinnen erreicht werden sollte.
Hinzu kommt, dass wir das „Schwesterprojekt“ des Klinik-Projektes in Srimangal vorzeitig beenden mussten, da dieses vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gefördert wird und somit besonderen Vorgaben unterliegt, die von BNM nicht erfüllt werden konnten. Ohne dieses Projekt, das unter anderem die Ausbildung der Gesundheitsarbeiterinnen, Awareness-Aktivitäten, die Formierung von Frauengruppen und die Zusammenarbeit mit staatlichen Akteuren beinhaltete, wird die Nachhaltigkeit der Klinik-Aktivitäten deutlich eingeschränkt.
Das Arztprojekt in Srimangal wird zu April 2024 beendet. Wir hätten uns sehr gewünscht, dass sich das Projekt gut etabliert und dazu beitragen kann, eine sehr vulnerable Zielgruppe zu versorgen.
Weitere Perspektive: Bedarfsanalyse und Erschließung neuer Projektregionen
Eine überregionale Bedarfsanalyse, die German Doctors Ende 2023 durchgeführt hat, hat besonders hohe Bedarfe in anderen ländlichen Regionen von Bangladesch aufgezeigt. Insbesondere in der Sundarban-Region Khulnas und der Char-Region im Norden des Landes sind die Bedarfe an einer Verbesserung der medizinischen Versorgung hoch. Derzeit analysieren wir die Projektmöglichkeiten in diesen Regionen.
Wir halten dich über die weiteren Entwicklungen gerne auf dem Laufenden.