Differenzen, fehlender Kooperationswille und keine vertrauensvolle Zusammenarbeit
In der Zusammenarbeit mit der Caritas gab es in den vergangenen Jahren immer wieder große Differenzen. Ein zentraler Punkt ist hierbei das Thema Familienplanung: Die Caritas hat große Mühe, Patientinnen zu modernen Methoden der Kontrazeption aufzuklären und sie entsprechend in niedrigschwellige staatliche Strukturen zu überweisen oder ihnen im Einklang mit bangladeschischen Gesetzen direkt vor Ort Zugang zu den gewünschten Kontrazeptiva zu verschaffen. Trotz intensiver Diskussionen hat es hier in den vergangenen Jahren nur sehr schleppend Verbesserungen gegeben. Hinzu kommt, dass die Caritas Kooperationen mit staatlichen Akteuren und anderen Organisationen grundsätzlich vermeidet, was die Nachhaltigkeit unserer Arbeit gefährdet. In den langen Jahren der Kooperation konnte leider keine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Caritas erreicht werden.
Projektevaluierung zeigt deutliche Mängel auf
Das nahende Ende der Projektlaufzeit im kommenden Jahr haben wir deshalb zum Anlass genommen, die Kooperation mit der Caritas und die Wirksamkeit der Projekte zu evaluieren. Eine groß angelegte Evaluation zeigt auf, dass es in den Projekten und der Zusammenarbeit viele Defizite gibt: Die Mitarbeitenden der Caritas fühlen sich für die Projekte kaum verantwortlich, es fehlt die Offenheit, mit anderen Akteuren zu kooperieren und das Bestreben, die Projekte gemeinsam zu verbessern und weiterzuentwickeln.
Im städtischen Raum medizinische Unterversorgung gering
Darüber hinaus weisen die Gutachterinnen und Gutachter darauf hin, dass besonders im städtischen Raum mittlerweile viele Gesundheitsdienste von Seiten der Regierung angeboten werden und die fehlende Zusammenarbeit der Projekte mit den Regierungsstellen ein großes Defizit darstellt. Die Menschen würden mittel- und langfristig deutlich mehr profitieren, wenn der Zugang zu staatlichen Programmen und Einrichtungen ermöglicht und ein gutes Überweisungssystem etabliert würde, anstatt Dienstleistungen im städtischen Raum selbst zur Verfügung zu stellen und damit eine Parallelstruktur und Abhängigkeiten zu kreieren. Sie empfehlen, die Projekte in dieser Art und Weise nur noch eingeschränkt fortzuführen.
Wie geht es weiter?
Inwieweit die Projekte, insbesondere das in Chittagong, auf sinnvolle Weise mit einem anderen Partner fortgeführt werden können, wird in den kommenden Monaten entschieden. Ein potentielles Folgeprojekt würde, wie auch von den Gutachterinnen und Gutachtern empfohlen, eine deutlich engere Verzahnung mit dem Staat beinhalten und die Überleitung in staatliche Strukturen forcieren.
Selbstverständlich werden wir während der kommenden Monate in engem Austausch mit der Caritas und den Teams sein und gute Lösungen auch für die Projektmitarbeitenden erarbeiten. Als nächster Schritt wird ein Team aus Bonn Mitte Oktober nach Bangladesch reisen und Gespräche mit der Caritas und den Teams vor Ort führen.
Perspektive: der Blick in den ländlichen Raum
Auch in Bangladesch merken wir, dass die staatliche Versorgung im städtischen Raum deutlich besser ist als in ländlichen Regionen. In den vergangenen Monaten haben wir verschiedene andere Organisationen und staatliche Vertreterinnen und Vertreter befragt, die den erhöhten Bedarf im ländlichen Raum bestätigen. Das deckt sich auch mit unseren Erfahrungen in der Region Srimangal, wo wir seit Ende 2022 die Teepflückerinnen und -pflücker versorgen. Momentan führen wir eine Bedarfsanalyse in anderen ländlichen Regionen in Bangladesch durch, um herauszufinden, wo der Bedarf an medizinischer Versorgung und Beratung besonders hoch ist und wie wir am besten dabei unterstützen können, einzelne Lücken zu füllen.
Wir halten Dich über die weiteren Entwicklungen auf dem Laufenden!