Gesundheit ist dort für viele unbezahlbar
Ein Großteil der Dörfer liegt weit entfernt von den staatlichen Gesundheitszentren und Krankenhäusern. Und wenn es eine Gesundheitsstation in der Nähe gibt, ist diese häufig überfüllt. Der Weg zum nächsten Krankenhaus ist wiederum lang und mit dem Ausfall eines Tageslohns verbunden – was sich die Menschen nicht leisten können. Die Folgen: Krankheiten werden oft zu spät oder nicht korrekt behandelt. Hohe Medikamentenkosten und falsche Informationen treiben viele Menschen in die Hände von sogenannten Quacksalbern.
Was bislang geschah
Bereits 2020 begannen wir dort mit der Organisation ASHA zusammenzuarbeiten, um die Lebensbedingungen der Menschen zu verbessern – durch Aufklärung, Ausbildung von Gesundheitskräften und durch Unterstützung bei der Eingliederung in staatliche Programme. Die indische NGO setzt sich vor allem für den Kindesschutz, die Bekämpfung von Menschenhandel, Gesundheitsvorsorge und -versorgung ein. ASHA verfolgt einen rechtebasierten Ansatz unter starker Einbeziehung der marginalisierten Zielgruppen.
Neu: Nun auch German Doctors im Einsatz
Im Oktober haben wir unsere Projektaktivitäten ausgeweitet und die ersten beiden ehrenamtlichen German Doctors entsendet: Dr. Ina Lipp und Dr. Hartmut Göpfert waren als erste vor Ort. In Zukunft sollen immer zwei Ärztinnen oder Ärzte aus Deutschland und ein indischer Arzt mit der Mobile Clinic im Sundarban-Projekt unterwegs sein, unterstützt von im Projekt ausgebildeten Gesundheitskräften, einer Krankenschwester, einer Sozialarbeiterin sowie zwei Übersetzerinnen. Dieses Konzept unserer medizinischen Hilfe für entlegene unterversorgte Regionen hat sich in anderen Ländern, wie beispielsweise auf den Philippinen, bewährt.
Erste Erfahrungen der Mobile Clinic-Touren
Knapp 50 Dörfer wollen wir in der Zukunft regelmäßig anfahren, um dort eine medizinische Basisversorgung anzubieten. Bei den ersten Touren waren die Patientenzahlen noch gering, das neue Angebot muss erst noch bekannt werden. „Unser ärztlicher Part ähnelte sehr dem in Kalkutta. Es gab viele Patientinnen und Patienten mit (psychosomatischer) Schmerzsymptomatik, Magenbeschwerden und chronischen Leiden wie Bluthochdruck oder Blutzucker. Umweltassoziierte Erkrankungen wie Tuberkulose scheinen hier etwas seltener als in der Großstadt zu sein“, erklärte Dr. Hartmut Göpfert nach seiner Rückkehr.
Langfristige Hilfe vor Ort: Gesundheitskräfte
Um die Hilfe vor Ort langfristig zu verankern, werden Gesundheitskräfte ausgebildet, neuerdings nun auch von unseren Ärztinnen und Ärzten. Diese freiwilligen Helferinnen sind zumeist engagierte Frauen aus den Gemeinden. Sie erhalten über drei Monate hinweg eine Basisausbildung. Dabei lernen sie Erste Hilfe zu leisten, einfache Diagnosen zu stellen, harmlosere Krankheiten zu behandeln sowie bei Bedarf die Patientinnen und Patienten ins nächstgelegene Krankenhaus zu überweisen. Die praktische Ausbildung erfolgt während der Mobile Clinic-Besuche: Hier lernen sie „hands-on“ von unseren Ärztinnen und Ärzten.
Dr. Hartmut Göpfert äußerte sich nach seiner Rückkehr begeistert über das Programm und die Gesundheitskräfte: „Es war beeindruckend, wie neugierig und engagiert sie waren und wie aktiv sie teilnahmen. Es hat viel Spaß gemacht, ihnen etwas beizubringen.“ Die Gesundheitskräfte sind nicht nur bedeutende Ansprechpartnerinnen und Multiplikatorinnen in den Gemeinden, sie verantworten auch maßgeblich die Säule der Aufklärung. Diese ist unerlässlich, um die Lebensbedingungen der Menschen zu verbessern.