Neues aus den Projekten
Indien: Ohne Wasser und Nahrung zu Hause
Ängste und Mythen führen in Indien dazu, dass positiv Getestete von ihrer Gemeinschaft ausgegrenzt werden. Sie leiden versteckt zu Hause an der Erkrankung und sind dort zum Teil ohne lebenswichtige Nahrungsmittel und medizinische Versorgung. Die Stigmatisierung von positiv Getesteten führt so weit, dass Menschen sich nicht mehr testen lassen, da sie Sorge davor haben, was mit ihnen im Falle eines positiven Ergebnisses passieren wird.
Die Angst vor Covid-19 führte beispielsweise dazu, dass einer Familie in unserer Projektregion in den indischen Sundabarn-Ausläufern von ihrer Dorfgemeinschaft verboten wurde, das Haus zu verlassen, um Wasser vom Brunnen zu holen. Sie waren zu Hause festgesetzt ohne Wasser und genügend Nahrung. Denn die anderen Dorfbewohner hatten die Sorge, dass sich die Krankheit ansonsten in ihrer Gemeinschaft weiter ausbreiten könnte. Es traute sich aber auch niemand, der Familie Wasser vor die Tür zu stellen. Die Familienmitglieder, alle positiv getestet und an Covid-19 erkrankt, waren zu schwach, um selbst zu kochen – und so spitzte sich ihre Notlage dramatisch zu.
Die Projektkoordinatorin und zwei ehrenamtliche Gesundheitskräfte besuchten die Familie trotz deutlicher Warnungen der Dorfbewohner und stellten deren Notsituation fest. Im Gespräch konnte die Koordinatorin den Dorfbewohnern ihre Ängste vor einer Ansteckung nehmen, indem sie über die Ansteckungswege und schützende Hygienemaßnahmen aufklärte. Wenige Stunden nach ihrem Besuch bekam die Koordinatorin einen Telefonanruf mit der Information, dass nun Nachbarn der Familie Hilfe bei der Versorgung mit Wasser und Nahrungsmitteln zugesichert hatten.
Aufklärung über Ansteckungswege und Schutzmaßnahmen
Solche Geschichten sind vor allem in ländlichen Regionen Indiens kein Einzelfall. Unser Partner und die Mitarbeitenden kennen viele solcher Erzählungen. Daher unterstützen wir das Projekt von ASHA, das aus mehreren Komponenten besteht: Die Mitarbeitenden klären über Ansteckungswege mit Covid-19 und Hygienemaßnahmen zum Schutz davor auf. Dazu fahren die Mitarbeitenden in die Dörfer und informieren mit Lautsprecherdurchsagen über notwendige Schutzmaßnahmen, aber auch über die Notwendigkeit von Tests und die Bedeutung der Impfung. Es werden Flugblätter verteilt und Plakate aufgehängt. Die Teams verteilen Mund-Nasen-Masken, Desinfektionsmittel und Seifen an die Menschen. Rund 10.000 Menschen in 40 Dörfern werden mit diesen Aufklärungskampagnen erreicht.
Versorgung und Unterstützung der Erkrankten und deren Familien
Erkrankte und positiv Getestete sowie deren Familien unterstützen wir durch Lebensmittellieferungen oder mit gekochten Mahlzeiten, damit sie zuhause nicht hungern müssen. Circa 2.000 Covid-19-Patientinnen und -Patienten und andere vulnerable Personen profitieren von den Nahrungsmittelpaketen. 1.500 akut Erkrankte bekommen zweimal täglich ein gekochtes Essen nach Hause geliefert. Zudem werden Erkrankte in häuslicher Isolation regelmäßig besucht und ihr Gesundheitszustand wird kontrolliert. Ihre Angehörigen werden mit persönlicher Schutzkleidung, Fieberthermometer und Oxymeter ausgestattet und, falls nötig, werden Sauerstoffflaschen zur Verfügung gestellt bzw. wird die Verlegung in ein Krankenhaus organisiert.