Ärzte helfen weltweit
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Neues aus den Projekten

Gespräch mit unseren ersten Kurzzeitärzten in Kilifi

Einsatzärztin Dr. Linz in Kilifi
Dr. Annette Linz mit der Caroline, die gerade ihre Ausbildung als Gesundheitshelferin abgeschlossen hat.

Seit Anfang Juni sind die ersten beiden German Doctors, eine Pädiaterin und ein Internist, in Kilifi tätig. Wir haben bei Dr. Annette Linz und Dr. Stefan Dupke nachgefragt, wie ihre Eindrücke von dem neuen Projekt sind und was sie uns von ihrer Arbeit berichten können:

Was sind Ihre Haupttätigkeiten vor Ort?

Dr. Linz und Dr. Dupke: „Wir sind vor Ort sowohl in der Patientenbehandlung wie auch an der Ausbildung Einheimischer beteiligt. Wir trainieren Studierende des „North Coast Medical Training Centers“, die erste Erfahrungen in der medizinischen Versorgung im ländlichen unterversorgten Gebiet sammeln. Ihnen stehen wir vor allem beratend zur Seite und schulen sie. Ganz intensiv beteiligen wir uns an der Gesundheitsaufklärung in den Gemeinden und an Schulen sowie an der Ausbildung des einheimischen Gesundheitspersonals.“

Wie kann man sich Bomani und den Bezirk Kilifi, in dem das Projekt liegt, vorstellen?

Dr. Linz und Dr. Dupke: „Die Umgebung ist sehr ländlich. Das ist ein großer Unterschied beispielsweise zum Nairobi-Projekt im Mathare Slum. Wir begegnen weniger dem extremen Slum-Elend. Dennoch sind die Menschen hier zum großen Teil sehr arm. Meist betreiben sie Subsistenzwirtschaft. Sie leben in einfachen Lehmhütten mit Wellblechdächern und haben teils Hühner und Ziegen, manchmal auch ein paar Kühe. Die Ernte fällt dieses Jahr extrem spärlich aus, da die Regenzeit fast ausgeblieben ist.“

Warum wird unsere Hilfe in Bomani benötigt und worin sehen Sie insbesondere den Bedarf?

Dr. Linz und Dr. Dupke: „Es ist eine der ärmsten Regionen Kenias. Die wenigsten Menschen sind krankenversichert und die allermeisten können sich ärztliche Behandlungen schlichtweg nicht leisten. In den Dörfern ist Krätze endemisch, ebenso sind Mangelernährung und wiederkehrende Infekte bei Kindern häufig. Bedarf sehen wir in der Verbesserung der Patientenbehandlung und in der gemeinsamen kollegialen Fortbildung. Wir hoffen, durch unsere Präsenz die Anerkennung der einheimischen Community Health Volunteers, die in den Gemeinden wichtige Aufklärungsarbeit zu den Themen Gesundheit, Hygiene und Kindesschutz leisten, zu stärken.“

Gibt es einen Patienten, der Ihnen ggf. besonders in Erinnerung geblieben ist?

Dr. Linz: „Ein kleiner Junge kam mit seiner Mutter, die berichtete, dass sein Urin seit mehreren Wochen blutig sei. Bis auf einen Krätzebefall der Haut war die körperliche Untersuchung unauffällig. Man hatte mich vorinformiert, dass Bomani ein Bilharziosegebiet ist. Die Krankheitserreger findet man in stehendem Süßwasser; sie dringen durch die Haut in die Organe vor. Der Bilharzioseerreger kann sehr leicht unter dem Mikroskop dargestellt werden. Für unseren Labormitarbeiter hier ist es Alltag, ich habe diese „Tierchen“ das erste Mal gesehen. Das entsprechende Medikament war glücklicherweise vorhanden und wurde der Mutter ausgehändigt. Der Junge wird sich nochmals zur Kontrolle vorstellen und so hoffe ich, dass Komplikationen vermieden werden können.“