Nach einem 15 Stunden-Flug inklusive einem Zwischenstopp bin ich in Manila und schließlich nach 1,5 weiteren Stunden in Cebu City auf der Insel Cebu angekommen, um in den nächsten Wochen als Journalistin verschiedene Projekte der Ärzte für die Dritte Welt – German Doctors auf den Philippinen zu besuchen und hier darüber zu berichten. Dabei interessieren mich besonders die Menschen, die diese Projekte ausmachen, die Patienten, aktuelle Entwicklungen und schlicht und einfach ganz alltägliche Dinge, die das Leben der Ärzte, der vielen Helfer und der Patienten prägen.

Dazu gehört auch: wie kommt man überhaupt zu den Einsatzorten und was fällt auf, bevor überhaupt die eigentliche Arbeit beginnt! Bevor jeder German Doctor seine Arbeit auf den Philippinen antritt, steht nicht nur der lange Flug an, sondern auch die Umstellung auf das Klima (feucht-warm) und die Zeit (+6h MEZ), die philippinische Kultur und Mentalität, der Lärm oder Geräusche während der Nacht usw. Diese Umstände beeinflussen das Projektleben für die Kurzzeit-Ärzte hier und sind für einen Neuankömmling nicht unabenteuerlich!

Vom Flughafen in Cebu werde ich von Fahrer Romeo und Dennis Borces abgeholt und bekomme auf der Fahrt ins Doctors House einen ersten Eindruck von der 750 000 Einwohner-Stadt: Es gibt sehr viel Verkehr, es wird ständig gehupt, viele Menschen sind auf den Straßen, McDonalds hat auch hier längst Einzug gehalten, die ersten Wolkenkratzer schießen in die Höhe, es gibt mehrere riesige, glitzernde Shoppingmalls, direkt daneben Siedlungen aus kleinen, schmutzige Hütten und engen Gassen mit Abwasserrinnen, Dreck und Müll, direkt daneben wird gekocht und Essen verkauft, Menschen liegen neben der Straße und schlafen, bunte Reklameschilder prangen überall, viele streunende Hunde laufen umher.

Das Doctors House liegt in einer Seitenstraße in der Nähe der San Carlos Universität. Haushälterin Erllin begrüßt mich sehr freundlich, sie kocht das Abendessen für uns. Hier sind momentan tagsüber ca. 31 Grad Celsius, die gepaart mit einer hohen Luftfeuchtigkeit in den ersten Tagen für mich viel Schwitzen bedeuten. Damit haben die German Doctors hier in Cebu nicht nur tagsüber während ihrer Einsätze zu kämpfen, sondern natürlich auch nachts, denn ein Ventilator, und keine Klimaanlage, sorgt für die Kühlung im Raum. Da ist ein Besuch in einer der klimatisierten Shoppingmalls am Wochenende eine Erholung! Auch an diverse Kleintiere wie Kakerlaken, Geckos oder Ratten muss man sich gewöhnen – notgedrungen. Als europäische Frau falle ich hier nicht nur wegen meiner hellen Haut auf, sondern auch wegen meiner Größe auf: Mit 1,74m überrage ich fast alle Einheimischen und werde auf der Straße fast immer angeschaut. Mein erster Eindruck von den Philippinos ist jedoch ein durchweg positiver: natürlich werde ich auf der Straße oft angesprochen oder mir wird etwas zum Kauf angeboten, dies aber nicht aufdringlich, sondern freundlich und mit einem Lächeln – selbst wenn ich es dankend ablehne. Hilfsbereit werden mir Wege gezeigt, auch wenn nicht immer der richtige dabei ist und ich mich weiter durchfragen muss. Auffallend ist, dass die meisten hier in Cebu und auch in Manila wenigstens ein paar Sätze (oft mehr) Englisch sprechen.

Das wird sich sicher am Montag ändern: Dann werde ich mit dem Team in ein Slumviertel fahren, wo eine Sprechstunde abgehalten wird. Ich freue mich, wenn Sie die Berichte, die dort und in den weiteren Tagen entstehen, verfolgen.

Herzliche Grüße aus Cebu,

Anne-Kristin Henker