Dr. Werth und Dr. Flüthmann sind für einige Zeit für die Ärzte für die Dritte Welt – German Doctors im Projekt in Buda. Dort unterhalten die Ärzte für die Dritte Welt eine Klinik. In diesem Blog berichten die beiden Ärzte von ihren Eindrücken:

„Schau mir in die Augen…
Unser liebster Satz der letzten Wochen? „Da kommen Sie doch bitte am 15. Juni noch einmal wieder!“ Denn da kommt der Augenarzt, und all die komplizierten Bindehautentzündungen, Augenverletzungen und unklaren Flecken auf der Hornhaut können endlich von jemandem betrachtet werden, der etwas davon versteht.
Gestern war es dann so weit. Dr. Faighar Mangkatung und sein Team bestehend aus einer Schwester und einem Pfleger, angereist mit ihrer kompletten OP-Ausrüstung inklusive Mikroskop, sowie einem großen Stapel Augentropfen und –salben. Vor der Klinik wartete bereits eine lange Schlange von Patienten. Innerhalb kürzester Zeit war alles bereit, das Zimmer, in welchem normalerweise die unterernährten Kinder liegen, war zum Warte- und Untersuchungsbereich umgewandelt worden. Während die Patienten alle den Kopf in den Nacken legten, ging der Pfleger an der Reihe entlang und verabreichte Augentropfen im Akkord. Bei so vielen Patienten ist Effizienz eben noch wichtiger als zu Hause. Als wir später noch einmal vorbeischauten, erlaubte man uns, einen Blick in den OP zu werfen. In einem kleinen Seitenzimmer durften wir Dr. Mangkatung zusehen, der gerade eine Katarakt-OP durchführte, was bedeutet, dass einem Patienten mit grauem Star die getrübte Linse aus dem Auge entfernt wurde. Dies gehört zu den Hauptaufgaben des Augenarztes hier und geschieht unter lokaler Betäubung, am wachen Patienten. Und dauert, wie uns Raymond (unser ausgesprochen kompetenter Notaufnahmepfleger) erklärte, manchmal nur fünf Minuten. Dr. Mangkatung sei besonders schnell und dabei sehr gut. Durch diese unkomplizierte Operation gewinnt der zuvor meist erblindete Patient einen Teil seines Augenlichtes zurück. Durch das Einsetzen einer künstlichen Linse könnte der Erfolg noch deutlich verbessert werden, diese ist allerdings so teuer, dass es die Mittel von Patienten und Organisation in Anbetracht der zahlreichen Betroffenen deutlich überschreitet. Doch auch der Teilerfolg bedeutet für die Patienten einen großen Gewinn, und so war der Patient, bei dessen OP wir zusehen durften, bereits das zweite Mal hier – im Monat zuvor hatte er sich das andere Auge operieren lassen, und war offensichtlich zufrieden und trotz fehlender Vollnarkose wiedergekommen.
Am Abend hatten wir die Freude, Dr. Mangkatung und sein Team nach Arbeitsende (nach 17 Operationen und insgesamt 50 Patienten, angeblich war es verhältnismäßig ruhiger Tag…) noch kurz treffen zu dürfen, wir hatten ein paar Fragen zu schwierigen Fällen der letzten Wochen. Es stellte sich heraus, dass unser Kollege nicht nur überaus kompetent, sondern darüber hinaus auch noch ein sehr netter und angenehmer Gesprächspartner ist. Als er uns für unser Engagement als „German doctors“ dankte, schämten wir uns etwas, denn Raymond hatte uns zuvor erzählt, dass er sich für seinen Einsatz lediglich die Benzinkosten erstatten lasse. Den Lohnausfall für seine Praxis, die Kosten für OP-Material und mitgebrachte Medikamente etc. spendet er für die Versorgung seiner Landsleute, Monat für Monat. Da dankten wir noch einmal im Stillen den fleißigen Damen aus unserer Küche, die für das „Augen-Team“ zum Mittag- und Abendessen ein wundervolles Festessen gezaubert hatten, liebevoll hergerichtet, als Dank für die guten Herzen.“