Heute sind wir mit der Fähre den Hoogly-Fluss Richtung Norden gefahren. Der Hoogly ist ein trüb gelb-brauner Seitenarm des Ganges. An den Ufern waschen sich die Menschen, die Kinder haben Spass beim Schwimmen und planschen, die Leichenverbrennungen finden an bestimmten Stellen statt. Wo die Abwässer in den Fluss hineingelangen möchte man gar nicht wissen. Aber für einen Hindu ist dieser Fluss heilig- und was kann Schlechtes geschehen, wenn man in einem heiligen Fluss badet…Die 3 Fähren, die wir kennengelernt haben (wir mussten 2 Mal „umsteigen“) waren echte „Seelenverkäufer“. Dicht an dicht saßen wir neben dem antiken 12 Zylinder Dieselmotor und unter ohrenbetäubendem Lärm konnten wir unterhalb der Howrah-Bridge durchfahren und die eindrucksvolle Architektur dieser Brücke bewundern. Laut meinem Reiseführer, sei diese Brücke die meistbefahrene Brücke der Welt. Ich kann es mir vorstellen…Dann begann eine lange Suche nach einer speziellen Gasse. Dort werden von Bildhauern teils lebensgroße Statuen aus Stroh, Lehm und anderen Materialien für die „Durga Puja“ hergestellt. Dieses größte Fest Kolkatas findet vom 14.-17.9. statt. Purga ist eine mehrarmige Göttin, die auf einem Löwen reitet und einen Dämon mit einem Pfeil tötet, als Symbol dafür, das „Schlechte/Böse“ zu besiegen. Wer Geld hat, kauft sich eine Statue, teilweise tun das ganze Dorfgemeinschaften, und mit einem Ritual werden alle dieser Statuen, die sehr liebe- und mühevoll hergestellt werden, dem Fluss übergeben und versenkt. Reinigung und Erneuerung. Die ganze Stadt steht still. Wir werden in dieser Zeit auch nicht im Projekt arbeiten. Die Durga Puja ist DAS Ereignis des Jahres! Nach einem langen Irrweg durch Gassen und Straßen, wo wir das Leben der Menschen unmittelbar beobachten konnten, gelangten wir zu den Bildhauern und konnten beeindruckende Werke sehen. Dann ging es mit der Straßenbahn ins Stadtzentrum. Eine Straßenbahn, die aus dem letzten Jahrhundert zu kommen scheint, vorbei an verfallenden früher sicher glanzvollen Kolonialbauten. Nie habe ich mehr Morbidität spüren können, einen echten „Charme“ hat es auch nicht.  Es ist ein fast surreales Gefühl in all dem indischen Treiben mit einer Straßenbahn durch ein zerfallendes koloniales Viertel zu fahren…Zum Abschluss gelangten wir in die Parkstreet, tranken einen tollen Capuccino bei Lavazza und stöberten im Oxford Book shop. Ein schöner Sonntag in Kolkata geht zu Ende. Morgen beginnt die zweite Arbeitswoche. Vielen Dank allen, die Kommentare schreiben. Es ist sehr bereichernd für mich, von Euch zu hören.