Über tausend Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren bei unserer zweiten Konferenz zur Beendigung weiblicher Genitalverstümmelung dabei. Die Konferenz ist ein wichtiger Bestandteil unseres Präventionsprojektes. Ziel und Zweck der zweitägigen Veranstaltung ist die Stärkung und der Austausch der am Programm teilnehmenden Mädchen und jungen Frauen untereinander.
Gleichzeitig wurden bei der Konferenz die anwesenden Entscheiderinnen und Entscheider aus der Politik aufgefordert, sich mehr gegen weibliche Genitalverstümmelung einzusetzen. In Sierra Leone gibt es ein geltendes Gesetz, das es verbietet, dass Minderjährige an Initiationszeremonien teilnehmen. Doch noch immer werden zwischen 80 und 90 Prozent der Mädchen und jungen Frauen verstümmelt.
Die Konferenz: Vorträge, Diskussionen und Workshops
Veranstaltet wird die Konferenz alljährlich von unserem lokalen Partner, der Commit & Act Foundation Sierra Leone. Unsere Vorständin Dr. Christine Winkelmann und Projektreferentin Anja Bujak sind auch aus diesem Anlass nach Sierra Leone gereist. „Beeindruckend fand ich, dass alle 800 Mädchen, darunter auch noch sehr junge, zur Konferenz gekommen waren, und wie aufmerksam sie bei den wichtigen Impulsvorträgen zuhörten“, erzählte Anja Bujak ihre Eindrücke. „In der Gruppe zeigen sich die Mädchen sehr selbstbewusst – das hat mich sehr beeindruckt. Aber für das ganze Land gesprochen fehlt es definitiv noch an Bewusstsein für das Thema.“
Wir sind aktuell gemeinsam mit unserem Partner in drei von 16 Distrikten mit der Präventionsarbeit aktiv. Unser Projekt wird sehr gut angenommen. Und so war und ist seit jeher einer der wichtigsten Verbesserungswünsche, die an uns herangetragen werden: Es mögen mehr Mädchen von der langen Warteliste ins Projekt aufgenommen werden.
Unser Präventionsprojekt
Die 800 Mädchen des Projekts sind in sogenannten ‚girls clubs‘ organisiert. Sie werden über die Gefahren und Nachteile der Genitalverstümmelung aufgeklärt und wir versuchen, das Selbstbewusstsein unbeschnittener Mädchen und Frauen zu stärken und sie als neue gesellschaftliche Vorbilder zu fördern.
Die Familien der Mädchen bekommen eine finanzielle Unterstützung, die als Anreiz gegen die Verstümmelung dienen soll. Sie soll dafür genutzt werden, dass die Mädchen in der Schule bleiben können und nicht wie in armen Familien üblich die Schule abbrechen, um die Familie zu ernähren oder in Frühehen gedrängt werden. Es finden außerdem Aufklärungsveranstaltungen in den Schulen statt, und es gibt Radioausstrahlungen zu diesem Thema. Seit April 2022 unterstützen wir außerdem 60 Soweis, das sind traditionelle Beschneiderinnen, bei der Suche nach neuen Erwerbsquellen, damit sie ihre Messer dauerhaft niederlegen.
Schutzhaus für Opfer sexualisierter Gewalt
Zusätzlich unterhalten wir in Sierra Leone ein Schutzhaus, in dem 150 Mädchen und junge Frauen pro Jahr aufgenommen werden können, die sexualisierte Gewalt erfahren haben. Außerdem sind wir mit anderen Organisationen im Bereich des Kindesschutzes vernetzt.