Visite im Armenhospital von Valencia

Ein Bericht von Luisa Stefanski vom Armenhospital Valencia, Mindanao, Philippinen

Vom Ärztehaus aus erreichen wir kurz vor 8 Uhr das „Valencia Community Health Center“. Im Hof haben sich bereits viele ambulante Patienten versammelt. Sie werden zunächst von den Gesundheitsarbeitern über verschiedene Themen unterrichtet: Hygiene, Ernährung der Kinder, Herstellung von „oral rehydration solution“ bei Diarrhoe, Familienplanung. Die Patienten lachen zwischendurch immer mal, die Übersetzerin sagt, es gehe um Familienplanung. Ich staune über den bereits berstenden Wartebereich, man erklärt mir, dass jeder Patient mit einem „Watcher“ herkommt, der sich um ihn kümmert und im Falle einer Hospitalisation auch da bleiben muss.

 

Gegen 8 Uhr beginnt die Visite der hospitalisierten Patienten: wir gehen mit dem diensthabenden philippinischen Kollegen zuerst die drei Patientensäle im Untergeschoss durch (ein Kinder-, ein Frauen- und ein Männersaal, mit je max. acht Betten). Am Wochenende wurde ein unterernährtes Kind mit Durchfall vom Rolling-Clinic-Arzt eingewiesen. Dieser und die restlichen Patienten werden untersucht, der Tagesplan diskutiert.

 

Zwei Männer mit dekompensierter Herzinsuffizienz wahrscheinlich rheumatischen Ursprungs können heute entlassen werden. Vorher gibt es für sie und den Watcher noch ein Gespräch zum Thema salzarme Diät und Medikamenteneinnahme. Sie bekommen kostenlos Medikamente für einen Monat, dann müssen sie zur Nachfolgeuntersuchung wiederkommen. In der Zwischenzeit wird vereinbart, dass sie im regionalen Gesundheitszentrum in ihrer Barangay (Gemeinde) zum Blutdruckmessen vorbeigehen.

 

Dann machen wir uns auf zur Tuberkulose (TB)-Isolationsstation. Dort können bis zu acht Patienten stationär behandelt werden. Meistens sind es Patienten mit anderen Komorbiditäten, die in der Kombination mit der TB schwere Verläufe entwickeln und hospitalisationspflichtig werden (aktuell z.B. Leberzirrhose, Lungenemphysem, Hauttuberkulose). Von einem Patienten erfahren wir, er habe 13 Kinder – das TB-Screening dieser stehe noch an.  Ein sehr engagiertes Team erzählt, wie die regelmäßige Betreuung der TB-Patienten abläuft. Vor der Therapie muss der Patient glaubhaft versichern, dass er diese will und unbedingt die ganze Therapiedauer einhalten wird. Jeder Patient braucht einen „Behandlungspartner“, der ihm während der ganzen Zeit unterstützend zur Seite steht. Anhand einer großen Tafel kann man sofort ablesen, wer an welchem Tag seine nächste Medikamentenration abholen muss. Kommt er nicht, so wird er von den Teammitgliedern zuhause aufgesucht in der Hoffnung, er habe es nur vergessen.

Im Ganzen wird deutlich: Obwohl es das Krankenhaus der „German Doctors“ ist, ist es vor allem die unermüdliche alltägliche Arbeit der philippinischen Kollegen, die für Kontinuität vor Ort sorgt. Ärzte, Krankenschwestern, Apotheker, Übersetzer, Laboranten, Fahrer, Wächter – ohne sie würde man jedes Mal wieder von Neuem anfangen müssen.