Der Ort Serabu

Ein Bericht von Christian Gross, Kinderarzt aus Salzburg, über seinen Einsatz in Sierra Leone

Das Buschkrankenhaus Serabu wurde nach dem mörderischen Bürgerkrieg räumlich relativ großzügig wieder aufgebaut. Gleichsam als Menetekel stehen noch einige Ruinen des früher weithin bekannten alten Krankenhauses im Gelände. Vieles ist aber schon wieder renovierungsbedürftig und fließendes Wasser gibt es noch immer nicht.

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Ein erster buchstäblicher Lichtblick ist die gerade in Montage befindliche einfache Photovoltaikanlage auf dem Dach der Kinderstation, sodass die Petroleumlampen hoffentlich bald ausgedient haben. Fast romantisch könnte man es empfinden, wird man abends auf die Station gerufen, läge da nicht ein um sein Leben ringendes Kind, das dringend einen Infusionszugang benötig. Stirnlampen sind schon eine geniale Erfindung.

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Um das Krankenhaus herum ein Dorf wie man es sich im afrikanischen Busch vorstellt: meist traditionelle Lehmhütten, wenige gemauerte Häuser etwa des Pfarrers oder des Lehrers, eine durchaus stattliche Kirche, kleine Verkaufsstände mit Krimskrams, aber keinen Lebensmitteln – auch kein Obst oder Gemüse, das wir so gerne hätten. Junge Männer warten mit Hondas auf „Taxifahrten“. Oft sind es ehemalige Kindersoldaten, denen man so versucht hat wieder eine Zukunft zu gestalten.

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Ich begegne Schwestern oder Mitarbeitern aus dem Buschkrankenhaus, die mich beim Spaziergang durch das Dorf erfreut vor ihrer Hütte begrüßen und über Kohlefeuern Reismahlzeiten wärmen. Sie sehen in ihren einfachen farbenfrohen afrikanischen Trachten auch sehr adrett aus und natürlich entzücken die unzähligen Kinder, die einem „Pumoi“ zurufen, was so etwas wie „Weisser“ bedeutet. Es klingt aber eher wie ein freundlicher Gruß. Auch sonst macht das alles aufs Erste (und wohl nur oberflächlich erlebt) einen herzlichen und fröhlichen Eindruck. Schon erstaunlich, weiß man doch auch wie viel schreckliches fast jede Familie hier im zehnjährigen Rebellenkrieg hat mitmachen müssen.

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Es bleibt dabei: sehr vieles wirkt auf mich noch „abenteuerlich“, neu und fremd, sehr viel mehr Verständnis und noch mehr Geduld erfordernd. Ich muss wohl auch noch ganz vieles lernen in den kommenden Wochen.

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Wir können mit sehr begrenzten Mitteln hier an Ort und Stelle viel Gutes tun. Oft, aber nicht so oft wie versucht, wirklich dem Einzelnen das Leben retten. Wir erleben viel zutiefst Bewegendes in der Freude und in der Trauer der Menschen, aber ein „Urlaub“, auch unter „erschwerten Bedingungen“ ist das wahrlich nicht. Bereut habe ich bisher dennoch keine Minute.