Alle Patienten in unseren Projekten habe eine eigene Patientenakte, die, so ist es jedenfalls vorgesehen, sorgsam zum Schutz vor Schmutz in eine Plastikhülle gesteckt werden soll. Oft wird leider das Plastik verloren, dann haben wir Karten, die stark verschmutzt sind, kaum leserlich, teilweise auch von Getier „angeknabbert“. Dann muss der Patient, gegen eine Strafgebühr eine neue Karte erwerben. Hier haben wir aber wenigstens noch Informationen über den Patienten. Wenn der Patient die Karte verliert, dann ist im wahrsten Sinne des Wortes sämtliche Information zu Vorerkrankungen, Medikamenten, Untersuchungen- hin…Nichts ist in einem PC gespeichert. Alles ist auf dieser einen Karte. Und man muss sagen, im Großen und Ganzen hüten die Patienten ihre Karte, oder die ihrer Kinder sehr gut. Und manchmal ist die Karte weg… meistens erkenne ich, dass die Karte verloren wurde, am lauten Schimpfen meiner Übersetzerin. Der Patient/in sitzt dann meist sehr betroffen auf seinem/ihrem Stuhl.Wie heute geschehen. Ein Patient mit einer schweren Herzerkrankung und Bluthochdruck. Wie Detektive rekonstruieren wir durch Analyse der Tabletten, die der Patient noch hat, was er an Medikamenten bekommen hat. Medizin ohne Computer…Das detektivische setzt sich dann fort, wenn wir Befunde von indischen Kollegen bekommen, die fast alle handschriftlich verfasst sind. Ich bewundere meine Übersetzerin dafür, dass sie in den allermeisten Fällen die Hieroglyphen des Kollegen entziffern kann, und zum Wohle unserer Patienten der Befund verwertet werden kann. Labor-, Röntgen- und Ultraschallbefunde bei uns in Shibpur kommen auch schon in einem tollen Computerausdruck zu uns! Das hilft sehr, da wir oft die Röntgenbefunde brauchen, um eine Tuberkulose zu identifizieren, was nicht immer ganz klar ist. Ganz zu schweigen von den Patienten, die eine alte Tuberkulose hatten, aber wieder Fieber und Husten über längere Zeit haben. Wir schicken dann die Patienten mit dem Röntgenbild und dem Sputumbefund zum örlichen TB-Doktor. Bei uns in den Ambulanzen findet sozusagen das Screening statt. In den letzten Wochen habe ich sicher ein Dutzend Patienten, Kinder, wie Erwachsene, mit einer frischen oder dem Verdacht auf eine reaktivierte TB der Lunge oder der Lymphknoten „herausgefischt“. Es lohnt sich die Augen offen zu halten. Die Tuberkulose ist in den engen Lebensräumen unserer Patienten eine große Seuche, die unendliches Leid, wirtschaftliche Probleme für die Familien und natürlich ein gesamt-gesundheitliches Problem für die ganze Weltbevölkerung mit sich bringt.