4 Tage Durga Puja haben wir jetzt hinter uns. Am Donnerstag besichtigten wir die provisorisch errichteten Tempel mit den riesigen Figuren der Durga, meist in der gleichen Szene dargestellt: die 10-armige Durga sitzt auf dem Löwen und besiegt mit dem Speer den Büffelmenschen, der das Böse verkörpert. Wir waren viele Stunden in der Stadt unterwegs, da die schönsten Statuen in der ganzen Stadt verstreut waren. Vor den Tempeln herrschte dichtes Gedrängel, jeder wollte seine Opfergaben geben und vor allem ein schönes Bild von der Durga, meist mit dem Handy knipsen. In gewisser Weise hat mich die Szenerie an die Besichtigung unserer Weihnachtskrippen auf Weihnachtsmärkten erinnert…(was ich zugegebenermassen noch nie in Deutschland getan habe, aber ich habe davon gehört, dass es das bei uns gibt:-)… Die ganze Stadt schien auf den Beinen. Die Frauen waren in ihre schönsten und glitzerndsten Saris gekleidet. Das Verkehrschaos erreichte gestern abend seinen Höhepunkt. Wir wollten zum Fluss, um mitzuerleben, wie die lebensgroßen Statuen in den Fluss versenkt werden. Dies geschieht nach 4 Tagen am Ende der Durga Puja und „besiegelt“ den Sieg über das Böse und bedeutet Reinigung und Erneuerung – bis zum nächsten Jahr! In der Nähe des Flusses kommt der Bus nicht mehr weiter, da zig Prozessionen Richtung Fluss unterwegs sind. Lautes Getrommel, überall, neben dem „normalen“ Gehupe ein enormer Lärm, der uns über Stunden umgibt. Die Statuen sind meist auf Kleinlastern aufgeladen, mit Menschentrauben auf und um die Laster herum. Trommler laufen vor den Lastern, Menschen tanzen wild, viele Frauen habe ihre Gesichter mit roter Farbe geschminkt. Wir steigen aus dem Bus aus und obwohl wir nicht genau wissen, wo wir sind, wir sind uns sicher, dass wir nur der Menge folgen müssen, um dem Versenken der Statuen beizuwohnen. Wir sind die einzigen Weissen weit und breit. Wir werden, wie schon für uns zur Normalität geworden, hemmungslos angestarrt. Wir werden aufgefordert mitzutanzen, mitzuessen, mitzutrinken. Alles ist friedlich, fröhlich, ausgelassen, für uns Deutsche fast exszessiv:-) Nach langer Zeit im ohrenbetäubend lautem Menschen- und Autogewühl kommen wir zum Fluss. Eine erstaunliche Szene empfängt uns in der Dunkelheit. Im Hintergrund leuchtet die „New Bridge“, am Ufer des Flusses bringen die Menschen unter lautem Getrommle wie am „Fließband“ jeweils eine große Statue zum Ufer. Sie drehen die Durga- Statue mehrere Male umher, dann wird sie ein letztes Mal aufgerichtet und mit einem großen Plansch ins Wasser geworfen. Die Menschen direkt am Ufer jubeln förmlich, sie reissen ihre Arme hoch, freuen sich. Ich bekomme ein wenig Gänsehaut. So surreal uns „Westlern“ die ganze Szene vorkommt, so sehr wird in der realen Situation die tiefe „gelebte“ Religiosität der Hindus deutlich. ..und die „wahre“, „echte“ Freude, die tatsächlich empfunden wird. Und ich spüre soetwas wie Hoffnung bei dem Menschen. Nach der Durga Puja ist vor der Durga Puja. Und die Menschen beten, dass es ihnen in der neuen Zeit besser ergehen möge…Die Statuen werden von der Strömung fortgetragen, und oft nur einige Meter entfernt, bemächtigen sich schon andere der Statue, um Stoffe und alles was noch brauchbar erscheint zu „verwerten“. So ist es auch gedacht. Nach dem Versenken der Durga können andere, meist die Ärmsten, noch von ihr profitieren. Die Rückfahrt wird erneut zum Trainingslager für Platzangst. Kein Taxi ist zu bekommen, es ist stockdunkel. Wir fragen uns durch, welcher Bus in unsere Richtung fährt: number 61. Lange kommt kein Bus, er steckt sicher fest. Wir fragen mehrfach, ob das die richtige Stelle zu Warten ist. Ja, just wait, bus is coming. Dann kommt Nummer 61. Brechendvoll. Ich bin unsicher einzusteigen, möchte aber nur noch nach Hause. Der Bus fährt schon los. Ich springe auf und hänge einige Meter aussen auf dem Trittbrett, bevor ich mich in den Bus hineinarbeiten kann. Außen auf dem Trittbrett fühle ich mich wie ein echter Inder. wow. Im Inneren des Busses später muss ich mich auch nicht mehr festhalten- ich kann nicht mehr umfallen, da ich zwischen Indern eingeklemmt bin. Irgendwann wird es etwas leerer, einige Fahrgäste steigen aus. Ich muss mich wieder festhalten und kann meinen Fahrpreis von 6 Rupien beim Schaffner bezahlen. Noch etwa ein halbe Stunden durch den dichten Verkehr. Dann sind wir zu Hause. Durga sei Dank!!!