Herr Dr. Metz berichtet wieder aus Buda:

„28.05.

Bei meinem gestrigen Versenden der Mails konnte ich erfahren, dass das Krankenhaus sich mit einer langen Standleitung am Satelliteninternet der benachbarten Schule angehängt hat. Nur so sind wir netzfähig geworden. In der Nacht kam der erste Weckruf an mich. Das Kind hatte ich schon 2 Tage zuvor mit einer leichten Bronchopneumonie gesehen. Auf Wunsch der Mutter wurde es zu Hause behandelt, hatte sich dann aber doch verschlechtert, sodass heute Nacht die Aufnahme anstand. Das gestrige untergewichtige Kind hat wirklich schwerste Zeichen der Unterernährung. Im Alter von 8 Mon. war es bereits einmal wegen Marasmus hier für 4 Wo stationär gewesen. Entlassen im Jan. 09 mit 5.9kg, wog es jetzt ja gerade 400gr mehr. Bei den untergewichtigen Kindern messen wir den Umfang des Oberarms (MUAC). Die Grenze zum Untergewicht liegt bei 115mm. Das Kind hatte 89mm. Dann wird die Gewichtsabweichung zum Längendurchschnittgewicht ermittelt. Hier liegt das Kind noch weit unter der 4.Standartabweichung. Bei -4SD enden unsere Tabellen. Selbst getrunken hat es kaum, der Nahrungsaufbau geht über die Magensonde im Moment ohne weitere Probleme. Die Familie hat leider noch die unterschiedlichsten anderen Probleme. Die Mutter wurde letztes Jahr wegen einer Lungentuberkulose behandelt, jetzt hustet sie wieder, und wir testen sie erneut auf Tb. Nur wegen des massiven Untergewichts und schlechten Gedeihens wurde das Mädchen ebenfalls einer Tb-Behandlung unterzogen. Eine ältere Schwester entwickelt seit 1 Jahr einen Tumor der li Wange. Knöchern, fest. Die HNO Ärzte schauen nächste Woche drauf.

29.05.

Visite ist heute wieder erst um 9.00 Uhr. 4 unserer Malariapatienten können geheilt nach Hause gehen. Pro Familie wird ein Malarianetz ausgegeben, damit sie sich doch etwas besser gegen eine neuerliche Erkrankung schützen können. Für die Schwestern aber auch uns ist immer viel Schreibarbeit zu erledigen

Da Peter als einziger Gynäkologe vor Ort jederzeit mit einer Entbindung zu rechnen hat, traut er sich auch nicht vom Fleck, d.h. ich müsste alleine losziehen. Das habe ich heute nur in unmittelbarer Nachbarschaft gemacht. Pater Franco hat auf einem Berg in Sichtweite von uns ein Kreuz errichtet, da wollte ich zu Fuß hin. Durch den anhaltenden Regen – es regnet jeden Nachmittag heftig – ist das Flüsschen doch angeschwollen. Ich hatte an einer Furt die Schuhe schon aus, aber der Boden war glitschig und ich machte mir Sorgen um die Kamera. Dann bin ich durch Buda gelaufen. 500m hin und zurück, ein paar kleine Stichstrassen zur Seite. Die Leute sind alle freundlich und grüssen, der eine und andere kennt einen wohl auch vom Krankenhaus. Kleine Büdchen mit dem Allernotwendigsten, Reis, Gemüse, gebrauchte Kleider. Aus riesigen Lautsprechern in 2 Karaokebars schallt laute Musik. Das einzige Vergnügen, das sich die Leute hier dann abends gönnen. Das obligate Basketballfeld, überdacht! Eine große luftig offene katholische Kirche, 2 kleine Kirchen von anderen Religionsgemeinschaften (Church of the Body of Jesus Christ). Trompetenbäume, Hibiskus wachsen wild am Straßenrand. Der gegen 15.00 Uhr einsetzende Regen zwang mich bald zur Umkehr. 2 Schulen hat der Ort. Grund- und weiterführende Schule, High-School!

.Am Abend schwirrt die Luft vor lauter Insekten. Sie sind alle auf einen Schlag nach dem letzten Regen geschlüpft. Trotz Fliegengitter kommen sie unter der Tür in die Wohnung. Jagdzeit.

30.05.

Sonntag. Einige Kinder kann ich entlassen. Am 3. Tag nach der Entbindung gehen auch in aller Regel die Mütter mit ihren Kindern. Es ist damit ein recht reger Durchlauf. Das extrem untergewichtige Kind sitzt im Bett und hat direkt einen Blickkontakt. Da geht es etwas besser, auch wenn die Nahrung fast ganz sondiert wird. Am Nachmittag besuchen wir Pater Franco, er ist ja unser unmittelbarer Nachbar, da sind wir mit dem Handy prompt erreichbar. Sie haben gerade mehrere Zentner Tomaten geerntet. Die liegen in der Sonne zum trocknen. Mit Kräutern und einem Stückchen Knoblauch gespickt werden sie Öl oder auch direkt verkauft. Aus abgekochten Tomaten wurde von 4 jungen Frauen das Mark abgepresst, um später noch eingedickt zu werden. Die Jungen arbeiten wohl mehr auf den Feldern. Die überwiegend italienisch orientierten Produkte werden meist in Davao verkauft. An der Hauptstr. Selbst halten nur Eingeweihte“.