Neues aus den Projekten
Bangladesch: Erweiterung unserer Ambulanzarbeit
Viele privaten Gesundheitseinrichtungen und Praxen sind in Bangladesch geschlossen. Es ist sehr schwer, an Covid-19-Tests zu kommen. Und nur bei einem negativen Testergebnis findet man Aufnahme in die staatlichen Krankenhäuser. Zudem steigt die Zahl der an Covid-19-Infizierten weiter an. All diese Nachrichten besorgen uns sehr. Umso mehr freuen wir uns, dass wir die Ambulanzarbeit für unsere Patientinnen und Patienten erweitern können. Dies ist ein kleiner Lichtblick für die Menschen.
Unsere medizinische Arbeit in Chittagong
In Chittagong ist unsere feste Ambulanz, das Medical Centre for the Poorest of the Poor (MCCP) ab Mitte August wieder ganztags geöffnet. Seit Ende Juni arbeiteten wir wieder nach der erzwungenen Pause, allerdings nur halbtags. Unsere Kapazität zu erweitern ist sehr wichtig, denn bislang mussten wir jeden Tag Patientinnen und Patienten wegschicken. Dies ist schlimm für die Menschen, die medizinische Behandlung benötigen, und sehr belastend für unsere Mitarbeitenden. Viele private Krankenhäuser und Ambulanzen sind geschlossen. Anlaufstellen für medizinische Beratung und Behandlung gibt es zurzeit viel zu wenige. Daher besteht nun die große Hoffnung, dass wir mit der Erweiterung der Sprechstunde mehr Patientinnen und Patienten gerecht werden können. In Chittagong arbeiten wir vertretungsweise mit einem einheimischen Arzt und einer Ärztin, bis Ihr wieder reisen könnt.
Sorge um die Kinder im Ernährungsprogramm
Unser einheimisches Team verteilt weiterhin Essenspakete an die Familien unserer kleinen Patientinnen und Patienten aus dem Ernährungsprogramm. Kürzlich haben wir weitere Kinder in unser Programm aufgenommen, sodass nun 62 Familien die Pakete bekommen. Unser Team äußerte die Sorge, dass die Kleinen abgenommen haben könnten, da allgemein ein Anstieg von Unterernährung in der Bevölkerung zu beobachten sei. Daher haben unsere Mitarbeitenden die Kleinkinder gewogen und gemessen, um festzustellen, wie sich ihr Ernährungs- und Allgemeinzustand in den letzten Monaten, in denen sie nicht wie sonst zu uns ins Zentrum kommen konnten, entwickelt hat. „Einige Kinder haben sich sehr gut entwickelt, andere aber auch sehr schlecht. Es ist deutlich zu erkennen, welche Familien die Essenspakete für ihre Kinder nutzen und welche nicht“, erklärt Projektkoordinator Brayan Anthony. Ab September ist geplant gekochtes Essen an die Mütter auszugeben und dabei soll darauf geachtet werden, dass besonders „kinderfreundlich“ gekocht wird, damit es vorrangig den Kleinen zu Gute kommt.
Ausweitung unserer Arbeit in Dhaka
In Dhaka können wir nun alle unsere drei Ambulanzstandorte wieder anfahren und dort die Menschen medizinisch behandeln. Unsere Sprechstunden finden in der Region der Textilindustrie statt, wo viele benachteiligte Menschen leben. Sie leben dort in langen engen Gassen in Steingebäuden, in denen sie mit der ganzen Familie nur ein oder zwei Zimmer bewohnen. Aktuell suchen circa 30 Patienten pro Tag bei uns Hilfe. Da auch dort die Ambulanzen nun wieder ganztags geöffnet sind, verteilt unser Team Flyer an den Fabriken, um die Menschen über die Wiedereröffnung unserer Angebote zu informieren. Darüber hinaus finden vermehrt Screenings in den Slums statt, um Menschen bei Bedarf gezielt auf unsere Einrichtungen zu verweisen und einen direkten Zugang zu ermöglichen. Zu Eurer Vertretung gibt es mittlerweile einen kleinen Pool an einheimischen Medizinern und einer Medizinerin, die bei Bedarf angefragt werden können. Es arbeiten immer zwei Ärzte gleichzeitig. Die Ärztin ist drei Tage pro Woche für uns tätig, was besonders wichtig ist, da wir zurzeit ungewöhnlich viele schwangere Frauen in der Sprechstunde haben und diese gerne von einer Frau behandelt werden. Die Anzahl der Schwangeren haben sich, wenn man die Patientenanzahl berücksichtigt, vervierfacht. „Der Zugang zu Verhütungsmitteln war in den vergangenen Monaten erschwert bzw. unmöglich. Dies und die zusätzliche Zeit zuhause durch Ausgangsbeschränkungen sind vermutlich die Ursachen, für die auffallende Zunahme an Schwangerschaften“, erklärt Projektkoordinator Gilbert aus unserem Team in Dhaka. Um adäquat auf die schwangeren Frauen einzugehen, organisiert das Team nun spezielle Treffen für diese, um auf ihre Bedürfnisse und Fragen einzugehen. Die erste Veranstaltung findet diese Woche statt.
Öffentliches Leben in Bangladesch
In Dhaka und Chittagong ist der Lockdown mittlerweile erleichtert: Fabriken wurden wiedereröffnet, Geschäfte sind offen und die Bevölkerung darf sich frei bewegen, auch wenn das nach offizieller Verlautbarung nur in dringend notwendigen Situationen getan werden soll. Öffentliche Verkehrsmittel transportieren noch immer eine limitierte Anzahl an Menschen zu höheren Fahrpreisen. Schulen dagegen sind noch geschlossen, sollen aber ab 1. September wieder öffnen.
Viele der Textilarbeiterinnen leiden unter mangelnden Aufträgen und dadurch Lohnausfällen und Kündigungen. Die Lage vor Ort und die Gesetze der Regierung verändern sich schnell. Wir beobachten dies alles genau und passen unsere Hilfe so gut es geht an die Bedürfnisse unserer Patienten und die bestehenden Möglichkeiten an.