Neues aus den Projekten
Bangladesch: Hilfe für Mutter und Kind
Seit dem strikten Corona-Lockdown im Frühjahr kommen mehr schwangere Frauen als üblich in unsere Ambulanzen an unseren beiden Standorten in Bangladesch. Unser Projektverantwortlicher Gilbert Gomes, der in Dhaka tätig ist, führt dies auf die Ausgangsbeschränkungen im Frühjahr zurück und vermutet, dass die Frauen damals einen erschwerten oder keinen Zugang zu Verhütungsmitteln hatten.
Neben einem Anstieg der Schwangerschaften insgesamt gibt es aktuell weniger Anlaufstellen für werdende Mütter. Anfang dieses Jahres kamen neun Schwangere pro Monat zu uns. Im November waren es 93. Uns zeigt dies zudem, dass unsere Ambulanz nach einem Jahr am neuen Standort von den Menschen gerne angenommen wird.
Vorsorgeuntersuchungen und Vorbereitungskurse für werdende Mütter
Wir reagieren auf diese Entwicklung, indem wir in Dhaka wie auch in Chittagong spezielle Vorsorgeuntersuchungen für Schwangere anbieten. Zudem haben unsere Teams Vorbereitungskurse für werdende Mütter ins Leben gerufen, die unter Einhaltung der Corona-Schutzmaßnahmen, regelmäßig abgehalten werden. In diesen Trainings bekommen die werdenden Mütter Tipps zur gesunden Ernährung während der Schwangerschaft, sie werden auf die Geburt vorbereitet und erfahren alles Wichtige zum Thema Säuglingspflege und Gesundheitsvorsorge für das Baby.
Hausgeburten bergen Risiken für Mutter und Kind
Unsere Mitarbeitenden vor Ort hören zurzeit sehr oft von den schwangeren Frauen, dass diese nicht im Krankenhaus entbinden möchten. Die Zahl der Hausgeburten steigt. Dies liegt daran, dass die staatlichen Einrichtungen keinen guten Ruf haben und momentan stark ausgelastet sind. Die Frauen haben Sorge, sich dort mit Covid-19 zu infizieren. Zudem kostet eine Entbindung im Krankenhaus Geld, was viele nur schwerlich aufbringen können. Trotz der Sorgen der Schwangeren unterstützen wir eine Geburt im Krankenhaus, da bei Hausgeburten im Falle einer Geburtskomplikation das Leben von Mutter und Kind in Gefahr ist. Und so bieten wir allen Patientinnen und Kursabsolventinnen an, die Kosten für eine Geburt im Krankenhaus für sie zu übernehmen. Und das ist in Bangladesch, im Vergleich zu Deutschland, nicht teuer: Eine spontane Geburt im Krankenhaus kostet um die 20 Euro, ein Kaiserschnitt 30 Euro.
Frauengruppen unterstützen ihre Mitglieder
In den Schwangerschaftskursen vermitteln wir den Frauen, dass sie vor der Geburt ihres Kindes Geld für die kommende Zeit sparen sollten. Denn ein Kind bedeutet eine finanzielle Belastung für die Familie und einen Gehaltsausfall bei der Frau. Einige der Frauen in Chittagong, die wir nun als Schwangere betreuen, sind in den Frauengruppen engagiert, die wir vor einigen Jahren gegründet haben. Ungefähr 25 Frauen sind in so einer Gruppe und zahlen regelmäßig vereinbarte Beträge ein, die sie sparen und sich gegenseitig leihen können, wenn eine in eine Bedarfssituation kommt. Dies kann die Eröffnung eines kleinen eigenen Geschäftes sein oder aber auch eine Finanzspritze in der Anfangszeit nach der Geburt. Uns freut es sehr, dass diese Frauengruppen, die wir vor einiger Zeit schon in die Unabhängigkeit entlassen haben, funktionieren.
Der Patientenandrang ist groß
An beiden Projektstandorten sind unsere Ambulanzen gut besucht. In Dhaka sind die Patientenzahlen sehr stark gestiegen. Diesen November wurden 2.078 Patientinnen und Patienten behandelt. Im Vergleich dazu waren es vor dem Lockdown im Februar 671. In Chittagong arbeiten wir pro Standort immer nur mit einem Arzt, um größere Warteschlangen zu vermeiden. Es wird an zwei Standorten gleichzeitig gearbeitet. Die beiden Ärzte behandeln jeweils 50 bis 60 Patienten pro Tag. Der Andrang an Patientinnen und Patienten morgens am Tor überschreitet meist unsere Kapazitäten. Wir müssen regelmäßig Patienten abweisen. Daher werden wir im neuen Jahr versuchen, noch einen weiteren Arzt oder eine weitere Ärztin für die Übergangszeit, bis wieder German Doctors entsendet werden können, zu engagieren.
Corona in Bangladesch: Kaum Tests, unklare Lage
Bezüglich des Corona-Virus gibt es leider keine guten Nachrichten aus Bangladesch: Die Situation ist weiterhin schwierig. Man weiß nicht, wie hoch die Infektionszahlen in Wirklichkeit sind, da wenig getestet wird und kaum offizielle Zahlen verkündet werden. Und so sind sehr viele Menschen infiziert, ohne es zu wissen und stecken andere an. Auch in unseren Projekten haben wir immer wieder Verdachtsfälle. Unsere Partner vor Ort berichten, dass viele Menschen in der Öffentlichkeit keinen Mund-Nasen-Schutz tragen – auch wenn es offiziell verpflichtend ist.