Ärzte helfen weltweit
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Neues aus den Projekten

Mit Sand gegen Flucht- und Kriegstraumata

Flüchtlingshilfe

„Griechenland stemmt mit der Versorgung der ankommenden Flüchtlinge seit geraumer Zeit eine sehr große Aufgabe. Obwohl der Gesundheitssektor mit der Versorgung der eigenen Bevölkerung schon absolut am Limit arbeitet“, erläutert Dr. Harald Kischlat, Vorstand German Doctors e.V., die Gründe für das Aktivwerden der Organisation in der Flüchtlings-Hilfe in Griechenland. „Wir wollen Versorgungslücken schließen.“ Tatsächlich war die Situation vor Ort, die Präsidium und Vorstand bei einer Delegationsreise in Griechenland antrafen, nicht weit entfernt von den Zuständen der sonstigen Einsatzregionen der Organisation in Afrika und Asien.

„Die Expressive Sandarbeit ist eine anerkannte Methode zur Therapie von Menschen in Krisensituationen“, erklärt Dr. Elisabeth Kauder, Präsidentin des German Doctors e.V. und Psychotherapeutin. Die Methode wurde für die besondere Situation vor Ort modifiziert. Frau Dr. Kauder war mit einer Kollegin, Frau Eva Feine-Enninger, vor Ort, um die Mitarbeiter der griechischen Partnerorganisation ARSIS zu schulen, die mit den Jugendlichen arbeiten. Ausgebildete Laien begleiten die Jugendlichen während des Sandspiels.

Die Sozialarbeiter und Pädagogen von ARSIS haben sich hochkonzentriert in die für sie neue Methode eingearbeitet und die ersten Therapiesitzungen mit den Jugendlichen durchgeführt. Insgesamt werden 100 bis 140 junge Menschen zwischen 13 und 17 Jahren therapiert. In den Sandbildern kamen Erlebnisse von Krieg und Bedrohung sowie Ängste und Sehnsucht nach Sicherheit und Geborgenheit zum Ausdruck. Dr. Elisabeth Kauder berichtet von einem 15-jährigen Flüchtlingsjungen aus Syrien, der während der Sitzung mehrmals sein Sandbild radikal änderte: „Anfangs gestaltete er ein fast märchenhaftes Bild mit glänzenden Glas-und Metallkugeln und bunten Papierschirmchen. Darauf folgte ein Bild mit vielen Bäumen, alle mit Zäunen gesichert, und einem einsamen Pferd darin. Auch dieses Bild wurde weggewischt und es folgte ein gruseliges Kriegsbild mit einer sich verteidigenden und einer übermächtigen, angreifenden Armee. Am Ende verließ der Junge den Therapieraum erleichtert, und schien gelöst.“

Die Mehrheit der von unserer Partnerorganisation betreuten Jugendlichen stammen aus Syrien. Sie wurden von ihren Familien losgeschickt, um sie vor dem Dienst in der Assad-Armee oder dem IS zu bewahren. Gleichzeitig verknüpfen die Familien zu Hause mit der erfolgreichen Ankunft der Jugendlichen in Europa Erwartungen. Es ist eine große Last, die auf den Schultern dieser, auf sich allein gestellten, jungen Menschen lastet.

Die German Doctors bereiten weitere Maßnahmen zur Stärkung der griechischen Gesundheitseinrichtungen vor. „Wenn vor Ort gewünscht und die bürokratischen Hürden genommen sind, werden wir für die Finanzierung von zusätzlichem einheimischem Personal sorgen, ein dringend benötigtes Ultraschallgerät bereitstellen sowie gegebenenfalls auch temporär deutsche Fachärzte und einen Experten für Drittmittelfinanzierung entsenden“, erläutert Dr. Harald Kischlat die weitere Vorgehensweise der deutschen Hilfsorganisation. „Die Mittel für dieses Engagement stehen uns als assoziiertes Mitglied des Bündnis Entwicklung Hilft dankenswerterweise aus den durch das Bündnis gesammelten Spenden zur Verfügung,“ so Kischlat weiter.