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Nachhilfe für Schulkinder in Kalkutta

Die Folgen der Pandemie treffen Kinder aus armen Schichten besonders hart. Glücklicherweise erkannten die von uns ausge­bildeten Gesund­heits­kräfte den Bedarf und riefen Nach­hilfe­treffen ins Leben.

Aufgrund der Corona-Pandemie haben laut UNICEF 247 Millionen indische Schul­kinder seit fast zwei Jahren keinen Unter­richt mehr. Online­angebote funktionieren nicht für arme Familien. Die Mehrheit der ärmeren Schichten in Indien hat weder Zugang zum Internet, noch besitzt sie Endgeräte wie Computer oder Tablets. Die Sorge steigt, dass viele Kinder aus ärmeren Familien nie wieder auf die Schul­bank zurück­kehren werden. Denn seit den Schul­schließungen über­nehmen Kinder verstärkt Aufgaben im Haushalt oder nehmen gegen Bezahlung kleine Jobs an, um zum Familien­einkommen beizutragen. Dies trifft Mädchen stärker als Jungen und ist vor allem in länd­lichen Regionen zu beobachten. Die Mitarbeitenden unseres Partners vor Ort, der Organisation Howrah South Point in Kalkutta, stellen fest, dass mit zunehmender Dauer der Schul­schließungen das Interesse der Kinder an schulischen Inhalten abnimmt. Die Kinder vergessen schlich­tweg, wie man lernt. Die meisten Eltern unserer Ziel­gruppe sind nicht in der Lage, ihre Kinder zu unter­stützen. Sie haben selbst wenig Schul­bildung erfahren und sind mit der Bewältigung des Alltags und der Versorgung der Familie mit dem Nötigsten ausge­lastet. Dies ist eine sehr besorgnis­erregende Situation.

Gesundheits­kräfte erkannten Bedarf und riefen Nachhilfe­treffen ins Leben

Unsere Gesund­heitskräfte in den Gemeinden haben die schwierige Lage der Kinder erkannt und sorgen nun für etwas Abhilfe. Vierzehn­tägig werden Nachhilfe­treffen für Kinder angeboten, in denen sie sich für ein bis zwei Stunden mit dem Schreiben von Geschichten, Malen und anderen alters­gerechten Aufgaben beschäftigen, beauf­sichtigt und angeleitet von unseren Gesund­heits­kräften und jugendlichen Mädchen aus den Gemeinden. Unser Partner berichtet, dass die Treffen gut ange­nommen werden und jede Woche mehr Kinder kommen.

Das Beispiel verdeutlicht, wie gut der Primary Health Care-Ansatz in den Gemeinden verankert ist, und dass die ausgebildeten Gesund­heits­kräfte auf die Anliegen und Bedürf­nisse der Menschen schnell reagieren. Seit 2017 existiert diese Projekt­komponente in Kalkutta. Sie legt einen besonderen Fokus auf die Bedürf­nisse von Frauen und soll auch die Gesund­heits­versorgung und -vorsorge in den Dörfern verbessern. Verortet ist das Programm an drei von vier Standorten, an denen unsere Ärztinnen und Ärzte Sprech­stunde in den Slum­ambulanzen anbieten: Diese sind Chengail, Bojerhat und Santoshpur.

Ausbildung von Gesundheits­kräften aus und für die Gemeinden

Alles begann mit der Beobachtung, dass Menschen, die in Armut leben, nicht ausreichend in der Lage sind, die bestehenden staat­lichen Gesund­heitsdienste und Hilfs­leistungen in Anspruch zu nehmen. Oftmals wissen sie nichts von den Angeboten, scheitern an büro­kratischen Hinder­nissen oder können schlicht­weg weder lesen noch schreiben. Seit 2017 fahren daher Sozial­arbeiterinnen mit zu unseren Ambulanz­standorten, um die Patientinnen und Patienten zu beraten, aufzu­klären und um Hilfe­stellungen beim Ausfüllen von Anträgen an Regierungs­stellen zu geben.

Zusätzlich bilden wir Gesundheits­kräfte in den Gemeinsch­aften aus, die unsere Patientinnen und Patienten wohn­ortnah beraten können und als Multiplikatoren dienen. Unter­ernährte Kinder, schwangere Frauen und alle Menschen mit Behandlungs- oder Beratungs­bedarf können von ihnen identi­fiziert und an unsere Slum­ambulanz oder ein Kranken­haus weiter­geleitet werden. Die Gesund­heitskräfte ermutigen die Frauen auch, sich zu Frauen­gruppen in ihren Slum­gebieten oder Dörfern zusammen­zuschließen und sich als Solidar­gemeinschaft gegen­seitig zu unter­stützen. Die Gesund­heits­kräfte arbeiten in den Gemein­schaften, aus denen sie stammen, und sind daher permanent im Austausch mit der Ziel­gruppe. Zusätzlich zur Beratung werden auch sogenannte „Awareness-Camps“ zu Themen wie Familien­planung, Hygiene und staatliche Gesundheits­programme abgehalten. Seit Beginn des Projekts konnten 14 Gesundheits­kräfte ausgebildet werden. Sie teilen ihr Wissen regel­mäßig mit ungefähr 2.500 Frauen in den Gemeinden.