Folgen der Dürre: Lebensbedrohliche Unterernährung in Kenia
Unsere Ernährungshilfe kommt an ihre Grenzen
Unsere lokalen Mitarbeitenden sowie unsere Einsatzärztinnen und -ärzte in unseren drei kenianischen Projekten müssen täglich mit den schlimmen Folgen umgehen. Es kommen mehr und schwerer unterernährte Menschen zu uns und bitten um Hilfe. Unser Ernährungsprogramm in Nairobis Mathare Valley arbeitet schon lange an seiner Kapazitätsgrenze. Mehr Essen, als die aktuell 400 Portionen, die wir ausgeben, können in unserer Küche nicht zubereitet werden. Wir sind froh, dort zusätzlich Nahrungsmittelpakete ausgeben zu können. Aber auch diese Nachfrage übersteigt unsere finanziellen Möglichkeiten. An unseren Standorten in Athi River, in Kilifi und im Korogocho-Slum in Nairobi, wo wir in Kürze unsere monatlich stattfindenden Gesundheitscamps zu einer regulären Tagesklinik ausbauen werden, ist der Ernährungszustand unserer Patientinnen und Patienten ebenfalls sehr schlecht.
Insbesondere Babys und Kinder leiden
Besonders betroffen von den Folgen von Unterernährung sind Babys und Kinder. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind fast die Hälfte aller Todesfälle bei Kindern unter fünf Jahren auf Unterernährung zurückzuführen. In unserer Ambulanz in Nairobi wurde in diesem Februar bei 32,3 Prozent der gesehenen Kinder eine akute Mangelernährung festgestellt. Leiden mehr als 15 Prozent an Unterernährung, liegt laut Global Acute Malnutrition Rate (GAM) des UN-Flüchtlingskommissariats (UNHCR) ein kritischer Notfall vor. Die Situation vor Ort hat sich seit Februar weiter verschlechtert, wie unser Landesdirektor für Kenia, George Audi, und unsere Ernährungsberaterin Samira Nassir Hussein, berichten. Die Gründe sind klar: Die Preise für einige Grundnahrungsmittel haben sich fast verdreifacht, während die Löhne meist konstant blieben.
Nur alle zwei Tage etwas Maismehlbrei
Dr. Gabriele Becker-Hassemer, Internistin aus Frankfurt am Main, war schon fünfmal für uns im ehrenamtlichen Kurzzeiteinsatz, darunter auch mehrmals in Nairobi zuletzt von Februar bis April 2023. Sie berichtet, dass während ihres Einsatzes täglich neue Einzelpersonen und auch Familien zur Essensverteilung dazukamen. „Besonders in Erinnerung sind mir einige ältere, alleinlebende Menschen geblieben, die unterernährt waren. Sie hatten keine Einkünfte und lebten ohne Angehörige, oder diese lebten weit entfernt. So etwas hatte ich bei meinen vorherigen Einsätzen in 2021 und 2022 nicht erlebt“, schildert Dr. Becker-Hassemer ihre Eindrücke. „Manche hatten nur alle zwei Tage etwas Maismehlbrei.“