Sierra Leone zählt zu den ärmsten Ländern der Welt, geprägt von hoher Armut und einem stark eingeschränkten Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitären Einrichtungen. Angesichts dieser Herausforderungen spielt das aktuelle WASH-Projekt der German Doctors eine entscheidende Rolle. In Zusammenarbeit mit der Partnerorganisation RADA (Rehabilitation and Development Agency) wird in den Distrikten Bo, Pujehun und Kailahun daran gearbeitet, die Lebensqualität der Menschen nachhaltig zu verbessern.
Das WASH-Projekt (Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene) verfolgt das Ziel, die gesundheitliche Situation und die Lebensbedingungen der Bevölkerung in Sierra Leone grundlegend zu verbessern. In den Projektregionen haben nur 22 % der Gemeinden Zugang zu sauberem Trinkwasser, und für 84 % der Menschen ist die Sanitärversorgung unzureichend. Diese prekären Bedingungen führen zu einer hohen Verbreitung von Krankheiten wie Typhus und Cholera, die auf den Konsum und Gebrauch von unsauberem Wasser zurückzuführen sind und besonders Kinder und andere schwache Personengruppen treffen.
Was wird umgesetzt?
Im Rahmen des Projekts setzen RADA und der German Doctors e.V. eine Vielzahl von Maßnahmen um, welche die Wasser-, Sanitär- und Hygienesituation in den betroffenen Gemeinden verbessern. Ein zentraler Ansatzpunkt ist die Gründung und Schulung von WASH-Komitees in jeder der 60 Projektgemeinden. Diese Komitees bestehen aus engagierten Gemeindemitgliedern, die die Bedürfnisse ihrer Gemeinden erfassen, Lösungen entwickeln und diese Anliegen bei politischen Entscheidungsträgerinnen und -trägern vorbringen. Durch diese partizipativen Strukturen werden die Gemeinden gestärkt und befähigt, ihre WASH-Bedürfnisse eigenständig und nachhaltig zu vertreten.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Verbesserung der Infrastruktur. Dazu gehört die Erschließung sicherer Trinkwasserquellen sowie der Bau und die Sanierung von Latrinen, die besonders auf die Bedürfnisse von Frauen und Menschen mit Behinderungen abgestimmt sind. Es werden in jeder Gemeinde zehn Jugendliche ausgebildet, mit lokal verfügbaren Materialien Latrinen (Toilettensitze und -platten) zu bauen. Mitarbeitende von RADA führen zudem regelmäßige Schulungen und Dialogkreise in den Gemeinden durch, um das Bewusstsein für die Bedeutung von sauberem Wasser und sicherer Hygiene zu schärfen. In diesen Schulungen werden grundlegende Hygienethemen wie die richtige Aufbereitung von Trinkwasser, das Händewaschen und die sichere Nutzung von Sanitäranlagen vermittelt.
WASH für Geschlechtergerechtigkeit
Besonderes Augenmerk legt das Projekt auf die Menstruationshygiene, die in den Gemeinden und Schulen bisher stark vernachlässigt wurde. In vielen Teilen Sierra Leones fehlen angemessene Sanitäranlagen und Menstruationsartikel, was dazu führt, dass Mädchen während ihrer Menstruation häufig dem Schulunterricht fernbleiben. Viele Schulen haben beispielsweise gar keine Toiletten und wenn, haben diese oft nicht einmal eine Tür. Die Stigmatisierung der Menstruation und der Mangel an geschützten, sauberen Sanitärbereichen führen oft sogar dazu, dass Mädchen die Schule abbrechen. Durch gezielte Sensibilisierungsprogramme fördert das Projekt sowohl die Infrastruktur als auch das Wissen rund um Menstruation und Selbstermächtigung So werden infrastrukturelle Bedingungen und eine aufgeklärte Atmosphäre geschaffen, die es Mädchen ermöglichen, regelmäßig zur Schule zu gehen und ihre Bildungschancen zu nutzen.
Parallel zu diesen physischen und bildungsbezogenen Maßnahmen setzt das Projekt auf gezielte Lobbyarbeit, um sicherzustellen, dass die Gemeinden ihre WASH-Bedürfnisse auch langfristig gegenüber politischen Akteuren vertreten können. Dies soll gewährleisten, dass die erzielten Fortschritte nachhaltig erhalten bleiben und weiter ausgebaut werden.
Tropfen für Tropfen gegen den Wassermangel
Das Projekt läuft von März 2023 bis Februar 2026 und kommt direkt etwa 105.555 Menschen zugute. Es verbessert nicht nur die gesundheitliche Situation, sondern erhöht auch die Bildungschancen und trägt zur Geschlechtergerechtigkeit bei.
Der German Doctors e.V. setzt sich dafür ein, dass die erzielten Fortschritte nachhaltig wirken und die Gemeinden auch über die Projektlaufzeit hinaus gestärkt aus dieser Initiative hervorgehen. Der Zugang zu sauberem Wasser und adäquaten Sanitäranlagen ist ein grundlegendes Menschenrecht, und die Mitarbeitenden unseres Partners RADA arbeiten engagiert daran, dieses Recht für die Menschen in Sierra Leone zu verwirklichen. Schritt für Schritt, Tropfen für Tropfen, werden die Lebensbedingungen in Sierra Leone verbessert – gemeinsam mit den Menschen vor Ort.
WASH-Netzwerk
Seit 2023 ist der German Doctors e.V. Mitglied im WASH-Netzwerk, einem Zusammenschluss aus 29 deutschen Nichtregierungsorganisationen. Das gemeinsame Ziel ist, einen wirkungsvollen Beitrag im Kampf gegen den Wassermangel zu leisten.