Ärzte helfen weltweit
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Menschen an Europas Außengrenze retten

Erneut ist ein Rettungseinsatz im Mittelmeer gut zu Ende gegangen und alle Geflüchteten sind sicher an Land gebracht. Schiffsarzt bei dieser Mission war unser medizinischer Leiter, Alexander Lupke.

 

87 Menschen konnten bei dem vierten Rettungseinsatz in diesem Jahr aus Seenot gerettet werden. Unser ärztlicher Leiter, Alexander Lupke, war dieses Mal Teil der Crew und versorgte als verantwortlicher Schiffs­arzt die Menschen medi­zinisch. Bei den Unter­suchungen an Bord fiel ihm der schlechte Allgemein­zustand einiger Menschen auf: „Es sind uns besonders viele Zeichen körper­licher Miss­­hand­lung aufge­fallen, die bei Menschen, die aus Libyen fliehen, leider nicht unüb­lich sind. Als Medical Team konnten wir alle medi­zinisch dringlichen Fälle behan­deln. Besonders auf­fällig waren dabei mehrere Menschen mit Mangel- oder Unter­ernährung von unter­schied­lichen Schwere­graden." Leider mussten auch dieses Mal die Geflüchteten und die Crew auf der SEA-EYE 4 lange ausharren, bis sie einen sicheren Hafen zugewiesen bekamen. Insgesamt elf Tage dauerte die Ungewissheit. Dann kam die erlösende Nachricht, dass das Schiff im Hafen von Pozallo im Süden Siziliens anlegen durfte.

„Natürlich ist ein ziviles Seenotrettungsschiff trotz guter Ausstattung und aller Bemühungen kein sicherer Ort“, erläutert Facharzt Lupke die angespannte Lage, die zwischenzeitlich an Bord herrschte. „Sondern immer nur ein unbequemes Provisorium auf sehr begrenztem Raum.“ Die Enge und Anspannung haben während der elftägigen Wartezeit psychosozialen Stress bei den Geflüchteten ausgelöst, zusätzlich zu der ungewissen Zukunft, die sie erwartet und den schrecklichen Erfahrungen, die sie während der Flucht erlebt haben.

„Ich bin froh, dass die 4. Mission der SEA-EYE 4 im Jahr 2022 ein gutes Ende gefunden hat. Erneut konnten Menschen, die sonst höchst­wahrscheinlich ihr Leben an Europas tödlichster Außen­grenze verloren hätten, vor dem Ertrinken gerettet werden. Gerade in Zeiten der Kriminalisierung von ziviler Seenotrettung und zynischer Abschottung durch die europäischen Regierungen, finde ich es wichtig zu zeigen, dass wir als Teil der Zivilgesellschaft an den humanitären Grundwerten der Europäischen Gemeinschaft praktisch festhalten. Als medizinische Leitung und Verantwortlicher für die Einsatzplanung hilft mir diese praktische Erfahrung, um zukünftige freiwillige Ärztinnen und Ärzte besser auf ihren Einsatz vorbereiten zu können und die Kooperation mit SEA-EYE zu stärken. Ich würde mich freuen, wenn ich in der Zukunft noch mal als Arzt die Chance bekäme, an Bord der SEA-EYE 4 die absolut sinnvolle und leider notwendige Arbeit ganz praktisch zu unterstützen“, erklärt Alexander Lupke nach seiner Rückkehr.

Es war die insgesamt achte Zusammenarbeit mit der Organisation SEA-EYE seit Beginn der Kooperation im Mai 2021. Wir wollen flüchtenden Menschen in Seenot eine medizinische Versorgung anbieten. 2022 sind schon mehr als 1.000 Menschen bei der gefährlichen Flucht über das Mittelmeer ums Leben gekommen. Zusammen mit SEA-EYE e.V. wollen wir das Sterben auf dem Mittelmeer verhindern.⁠