Ärzte helfen weltweit
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Neues aus den Projekten

Korogocho: Mobile Ambulanz in einem benachbarten Slum

In Nairobi finden unsere medizinischen Behandlungsangebote für marginalisierte Menschen nicht nur in den bestehenden Slumambulanzen in Mathare Valley und in Athi River statt, sondern auch in einem weiteren großen städtischen Slumgebiet.

Unser Team fährt regelmäßig nach Korogocho, um dort eine eintägige Ambulanz abzuhalten und den Menschen so die Möglichkeit eines Arztbesuches zu geben. „Die Menschen dort sind äußerst arm und so ist jede medizinische Hilfe wichtig“, berichtete Einsatzärztin Dr. Friederike Lutz, die vergangenes Mal in Korogocho dabei war, von ihren Eindrücken. „Ich habe sehr viele Patienten mit Krätze gesehen. Dies zeigt mir, dass die Menschen hier unter sehr schlechten hygienischen Bedingungen leben.“ Das riesige Armutsareal befindet sich neben einer der größten Mülldeponien im Großraum Nairobi, von der die Menschen ihren Lebensunterhalt bestreiten, indem sie Wiederverkaufbares aus dem Müll sammeln.

Unregelmäßige Besuche durch die Corona-Pandemie

Einmal im Monat finden die eintägigen Ambulanzbesuche im Korogocho-Slum üblicherweise statt. Dafür fährt ein wechselndes Team lokaler Mitarbeitender nach Korogocho und baut dort zusammen mit der lokalen Partnerorganisation Ayiera Initiative eine improvisierte Ambulanz in einem Schulgebäude auf. Das letzte Mal waren auch zwei Einsatzärztinnen und ein –arzt mit dabei. Aufgrund der Corona-Pandemie und den resultierenden staatlichen Restriktionen konnten diese Ambulanzbesuche in letzter Zeit nicht regelmäßig stattfinden, die Termine mussten mehrmals verschoben werden bzw. fielen aus. Und so war der Bedarf dieses Mal sehr groß, es kamen 330 Patientinnen und Patienten. Trotz des Andrangs warteten die Patienten geduldig, und man konnte die Erleichterung und Freude der Menschen spüren, wieder die German Doctors zu sehen.

Eintägige medizinische Hilfe in Korogocho

Mit dabei waren die German Doctors Dr. Gabriele Becker-Hassemer, Dr. Friedemann Egender und Dr. Friederike Lutz. Außerdem Clinical Health Officer Ruth Nyokabi Mwaura und Moses Odongo Apela sowie der zuständige Clinical Officer der augenärztlichen Sprechstunde, Krankenschwestern des Ernährungsprogramms und Übersetzer. Unter den Patienten waren besonders viele Mütter mit kleinen Kindern, aber auch ältere, unbegleitete Kinder im Alter von 9 bis 14 Jahren sowie Frauen. „Anhand mancher Erkrankungen konnte man feststellen, dass schon lange keine medizinische Versorgung mehr stattgefunden hatte, da viele Symptome fortgeschritten waren, wie zum Beispiel ein großer Hauttumor am Unterbauch oder ein schnell gewachsener Schilddrüsenknoten“, berichtete Dr. Gabriele Becker-Hassemer. Patienten mit solchen Problemen werden in unserer Slumambulanz Baraka weiterbehandelt. Und auch eine Wurmkur wurde von fast jedem Patienten benötigt. Neben akuten Erkrankungen, Durchfällen und Infekten der oberen Atemwege litten die Patientinnen und Patienten vor allem unter Hauterkrankungen wie Pilzerkrankungen und Ekzemen. Besonders wichtig ist stets die Untersuchung der Kleinkinder durch die Krankenschwestern des Ernährungsprogramms, um Unter- und Mangelernährung zu erkennen und zu behandeln.

Großer Schreck im Notfallraum

Gleich zu Beginn am Morgen gab es Aufregung im Team: Eine junge Mutter war mit einem Neugeborenen gekommen, dem es sehr schlecht ging. Das Notfallteam begann direkt die Vitalparameter des Babys zu messen, als Dr. Egender in den Notfallraum gerufen wurde. Es war bald klar, dass sich der Kleine im Schock befand. „Eine Blutzuckerbestimmung zeigte uns eine schwere Unterzuckerung an und die Sauerstoffsättigung lag nur noch bei knapp 80 Prozent“, berichtete Dr. Egender. Gaudencia Salano, Clinical Officer und verantwortliche Leitung eines anderen Ambulanzstandorts, konnte direkt mit der Maskenbeatmung beginnen. Dr. Egender hatte zeitgleich eine Magensonde gelegt und verabreichte dem Baby flüssige Zuckerlösung. Währenddessen versuchte das Team bei dem dehydrierten kleinen Patienten vergeblich einen intravenösen Zugang zu finden. Die wiederholte Zuckermessung zeigte keine signifikante Besserung, so dass Dr. Egender sich entschied, eine Injektionsnadel in den Schienbeinknochen einzubringen. Und es gelang so, die Zuckerlösung und weiteres Volumen direkt in den Blutkreislauf des Neugeborenen zu leiten. Schon wenige Momente später gab der kleine Patient die ersten Laute von sich und zeigte sein Unbehagen, über seine missliche Lage. „Nach unserer ersten Erleichterung wurde der Kleine dann ins nahegelegene Mama Lucy Hospital gebracht und hat es zehn Tage später erfreulicherweise auch schon wieder verlassen“, berichtete Dr. Egender, der sehr froh über diese geglückte medizinische Notfallhilfe ist.