Mit der Rolling Clinic ins Sundarban-Delta in Indien
Die Sundarbans sind das größte Mangrovengebiet der Erde und befinden sich sowohl auf indischem wie auch auf bangladeschischem Staatsgebiet. Die Landschaft im Deltagebiet ist von vielen Flüssen durchschnitten und Überschwemmungen und Wirbelstürme zerstören regelmäßig Behausungen und Felder. In der abgelegenen Gegend leben vorwiegend muslimische Gemeinschaften und traditionelle Dalit-Gruppierungen. Diese haben gemeinsam, dass sie strukturell benachteiligt sind und oft Unterdrückung erfahren. Die meisten Menschen leben unter sehr einfachen Bedingungen vom Fischfang, vom Ackerbau und vom Sammeln von Honig.
Mangelnde medizinische Versorgung mit fatalen Folgen
Die schwierigen Lebensbedingungen schlagen sich auch in der medizinischen Versorgung nieder: Medizinische Anlaufstellen sind rar, und da der Weg zu einer weitergehenden Gesundheitsversorgung sehr weit ist und einen Ausfall des Tageslohns bedeutet, nehmen viele Menschen diesen Weg nur im Notfall auf sich. Wenn es doch eine Gesundheitsstation in der Nähe gibt, dann ist diese meist nicht gut ausgestattet. Ärzte arbeiten ungern in einer solch abgelegenen Gegend, und so fehlt es an gut ausgebildetem medizinischem Personal. Die Auswirkungen sind fatal: Viele Frauen entbinden lieber zu Hause, da es in den Zentren keine weiblichen Gynäkologinnen gibt. Nicht ohne Grund ist die Mütter- und Kindersterblichkeit in diesem Gebiet höher als im Landesdurchschnitt.
Mit der Rolling Clinic in abgeschiedene Regionen
Eine ähnliche Situation kennen wir bereits von unseren Projekten auf den Philippinen. Dort haben wir mit der „Rolling Clinic“ gute Erfahrungen gemacht, was uns dazu ermutigt hat, das Prinzip der mobilen Klinik in ähnlicher Weise auch für Regionen am Rande der Sundarbans zu etablieren. Die ersten Touren haben gezeigt: Der Bedarf ist groß und das Angebot wird erfreulich gut angenommen! Ein einheimischer Arzt oder eine Ärztin besucht gemeinsam mit Gesundheitsarbeiterinnen nach einem festen Raster unterschiedliche Dörfer, um die Menschen dort zu behandeln. Darüber hinaus bieten wir Aufklärungs- und Präventionsveranstaltungen zu verschiedenen Themen rund um Gesundheit an. Mit der staatlich anerkannten indischen Hilfsorganisation Asha haben wir einen starken Partner vor Ort, mit dem wir das Projekt umsetzen.
Projektziel: Stärkung des lokalen Gesundheitssystems
Wie auf den Philippinen ist es auch bei diesem Projekt unser Ziel, das lokale Gesundheitssystem langfristig zu stärken. Daher bilden wir im ersten Schritt 60 sogenannte Gesundheitsarbeiterinnen (Community Health Workers) aus, die nach Vollendung der Ausbildung die basismedizinische Versorgung in ihren Dörfern übernehmen. Sie lernen nicht nur (einfache) Diagnosen zu stellen und Erkrankungen zu behandeln, sondern werden auch zum indischen Gesundheitssystem geschult. Denn tatsächlich gibt es bereits viele staatliche Programme, die Menschen wissen aber zu wenig darüber oder es fehlt an wichtigen Dokumenten. Die Organisation Asha arbeitet mit großem Engagement daran, die Bevölkerung zu motivieren und dazu zu befähigen, für ihr Recht auf Gesundheitsversorgung einzustehen. Wir freuen uns, künftig an ihrer Seite zu sein!