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Flüchtlingshilfe mit Schneeballeffekt

Unsere Vereinspräsidentin, Psychotherapeutin und Einsatzärztin Dr. Elisabeth Kauder ist vor wenigen Tagen von ihrem siebenten Besuch unseres Projektes für unbegleitete Flüchtlinge in Griechenland zurückgekehrt – mit guten Nachrichten.

Flüchtlingshilfe in Griechenland

Sie sind jung, meist männlich, und sie sind traumatisiert: unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge, die Krieg und Flucht nach Griechenland verschlagen hat. Was sie brauchen ist Schutz, Geborgenheit und jemand, der sich ihnen einfühlsam zuwendet, ihnen hilft, die vielfältigen Traumata aufzuarbeiten. So jemand ist Dr. Elisabeth Kauder, German Doctors-Vereinspräsidentin, Einsatzärztin und Psychotherapeutin. Gemeinsam mit ihrer Kollegin, Eva Feine-Enninger und der lokalen Partnerorganisation ARSIS hat sie in Nordgriechenland ein Projekt für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge aufgebaut – das bislang einzige innereuropäische Projekt der German Doctors. Finanziert wird es übrigens ausschließlich vom Bündnis Entwicklung Hilft (BEH), einem Zusammenschluss von Organisationen, dem wir als assoziiertes Mitglied angehören.

Gemeinsam haben die zwei Psychotherapeutinnen die sehr engagierten Mitarbeiter der griechischen Partnerorganisation ARSIS in einer anerkannten Methode geschult, die es Traumatisierten ermöglicht, mit Hilfe der Bildsprache Zugang zu sich selbst und ihren oft schrecklichen Erlebnissen zu finden. Für die sogenannte Methode des Sandspiels in der Gruppe braucht es keine Worte. Sie ist nonverbal und schon allein deswegen bestens geeignet für die Arbeit mit den Jugendlichen aus Syrien, Afghanistan und anderen Herkunftsländern. Die Jugendlichen modellieren ihre Erlebnis- und Gefühlswelt mithilfe von Figuren und Materialien in einer mit Sand gefüllten Box. Die entsprechenden Sandkästen und eine Vielfalt an Materialien bekommen sie gestellt. Sie reichen von Murmeln, Federn und farbigen Steinen über Miniaturgebäude, Kriegsfahrzeuge, menschliche und tierische Figuren bis hin zu Bäumen und anderen Pflanzen.

Nach ihrem neuerlichen Projektbesuch im Februar zieht Elisabeth Kauder eine sehr positive Zwischenbilanz: Seit dem Jahr 2016 konnten viele jugendliche Flüchtlinge in ihrer und in Begleitung von Eva Feine-Enninger vom Sandspiel in der Gruppe profitieren. Von Beginn des Projektes an war es ein erklärtes Ziel, die ARSIS-Mitarbeiter in der Methode zu schulen, so dass auch sie die Sandspielsitzungen der Traumatisierten kompetent begleiten können. „Wir hoffen auf einen Schneeballeffekt. Allein am letzten Workshop nahmen mehr als 40 ARSIS-Betreuer teil; insgesamt haben wir bis heute 80 ARSIS-Mitarbeiter geschult“, so Kauder. „Neu war, dass im Februar zum ersten Mal einige griechische Kollegen mit bereits gut fundierter Kenntnis und Erfahrung im Sandspiel den Großteil des Workshops gestalten konnten. Neben dem Sandspiel widmen wir uns auch so wichtigen Themen wie: „Umgang mit Gewalt“, „Kulturelle Differenz“ und „Umgang mit Sexualität“.

Nach Aussage des UNO-Flüchtlingshilfswerks ist die Lage der allermeisten Geflohenen in Griechenland katastrophal – mit Tendenz hin zu einer weiteren Verschlechterung. Die Anzahl der minderjährigen Migranten nimmt weiterhin zu, bei völlig überfüllten Auffangstationen und -lagern. Elisabeth Kauder beschreibt ihre Gedanken zu dieser Situation mit folgenden Worten: „Ich bewundere die Griechen, wie sie diese Herausforderung meistern, zumal sie selbst in einer wirtschaftlich schwierigen Situation sind. Griechenland kann keine Grenze dichtmachen, die Hilfesuchenden kommen über das Mittelmeer. Meine Hochachtung gilt unserem Projektpartner ARSIS, der sich unerschütterlich der unbegleiteten Minderjährigen annimmt. Ich habe viele großherzige Menschen kennengelernt, die auf bewundernswerte Weise Professionalität mit einfühlender Menschlichkeit verbinden.“