Ärzte helfen weltweit
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Interview mit einer Langzeitärztin

"Aus vielen Tropfen entsteht ein Regen"

Sie zählt zu den German Doctors-Urgesteinen. Kaum ein German Doctor war so oft im (Langzeit)-Einsatz auf Mindanao wie sie, und es zieht sie schon wieder zu den Menschen auf der Pazifikinsel. Doch bevor sie ihren 15. Einsatz antritt, ist sie unserer Einladung gefolgt, die Mitarbeiter und Abläufe in der Bonner German Doctors-Geschäftsstelle besser kennenzulernen. Seit diesem Jahr besteht dieses Angebot für alle unsere (zukünftigen) Langzeitärzte. Heike zieht am Ende der Woche ein ähnliches Fazit wie ihre Vorgänger: „Eine gute Idee. Obwohl ich schon so lange dabei bin, sehe ich manches nun klarer. Für eine gute Zusammenarbeit ist es hilfreich, zu wissen, was der andere genau tut.“ Chantal Neumann, Presse und Öffentlichkeitsarbeit, hat Heike interviewt: 

Wie bist Du zu den German Doctors gekommen?

Wie viele Studierende habe auch ich schon recht früh davon geträumt, mich in der sogenannten Dritten Welt zu engagieren. Doch während der ersten Jahre meiner Berufstätigkeit dachte ich, dieses Ziel sei für mich nicht erreichbar. Warum? Nach den Berichten, die ich über medizinische Auslandseinsätze las, beschlich mich immer das Gefühl, man müsse schon ganz herausragende Dinge leisten können, um den Menschen in den Armutsregionen der Erde helfen zu können, zum Beispiel im Busch einen Blinddarm entfernen – mal etwas überspitzt formuliert.  

Später las ich im Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatt den Beitrag eines Arztes, der für die German Doctors – damals noch Ärzte für die Dritte Welt – im Einsatz war. Da hatte ich den Eindruck: OK, es geht um ‚normale‘ Medizin unter anderen Bedingungen. Ich bewarb mich, und im November 1994 brach ich zum ersten Mal nach Mindanao auf. Ich war damals auf der Rolling Clinic, allerdings als Teil des „Immunization-Teams“. Unsere Hauptaufgabe war das Impfen der Menschen und erst in zweiter Linie die Sprechstunden.

Wie hast Du Dich damals auf den Einsatz vorbereitet?

1994 gab es schon das Blue Book, ein Seminar zur Vorbereitung auf die Einsätze in allen Projekten, und ich habe am Mindanao-Treffen teilgenommen. Das war zu der Zeit zugleich Rückkehrer- als auch Treffen für Neulinge.  

Was ist Dir von Deinem ersten Einsatz am eindrücklichsten in Erinnerung geblieben?

Die Freundlichkeit der Menschen, die Armut, die Schönheit der Landschaft, der Lärm und die Erkenntnis, dass im philippinischen Alltag so manches komplett anders läuft als bei uns. Ein Erlebnis erinnere ich, das meinen Kulturschock sehr schön verdeutlicht: Ich wollte über Weihnachten einen zehn Stunden Fahrtzeit entfernten Ort besuchen. Auf mein Nachfragen erklärte mir ein Projektmitarbeiter, ich solle einfach zum Busterminal gehen und den nächsten Bus nehmen. Mein Erkundigen nach der Abfahrtszeit oder einem Fahrplan verstand er nicht, was bei mir wiederum Unverständnis hervorrief. Auf wiederholtes Nachfragen bei einem anderen Mitarbeiter erklärte dieser mir geduldig, es sei schon richtig: Einfach hingehen und warten, bis der Bus fährt. Das tat ich schließlich etwas ratlos, und begriff irgendwann, dass es tatsächlich keine festgelegten Abfahrtszeiten gab. Der Bus fuhr einfach irgendwann los – als der Fahrer ihn für voll genug und die Fahrt somit für lohnenswert befand.

Wann wusstest Du: Ich komme wieder?

Das war mir sehr schnell klar. Vor allem aber wollte ich länger als nur für sechs Wochen in den Einsatz. Und so war ich anderthalb Jahre nach meinem ersten Aufenthalt auf Mindanao abermals dort, um zu prüfen, ob ein Langzeiteinsatz wirklich für mich in Frage kommt – dort oder in einem anderen Projekt – und ob ich bereit bin, meine Arbeit dafür zu kündigen.

Und, konntest Du es Dir vorstellen?

Oh ja! Als erste Idee für einen Langzeiteinsatz wurde mir Cali vorgeschlagen. Zur Probe führte mich 1998 mein dritter Einsatz nach Kolumbien. Das Projekt gibt es heute nicht mehr, da durch die hohe Kriminalität die Sicherheit der Einsatzärzte nicht gewährleistet war. Ich konnte mir wegen eben jener Gefahren und der durch sie bedingten  Einschränkungen dort auch keinen Aufenthalt für die Dauer eines Jahres vorstellen. So kam es, dass ich für die Dauer eines Jahres nach Mindanao und direkt im Anschluss für ein halbes Jahr nach Kalkutta gehen sollte. Ich kündigte meine Arbeit in Deutschland und kehrte Ende 1998 nach Mindanao zurück – erstmals als Langzeitärztin. Das war eine gute Zeit voller vielfältiger Erfahrungen. Vor dem anschließenden Kalkutta-Einsatz kam noch ein kurzes Engagement in Osttimor dazwischen. Auch das war eine bereichernde Erfahrung in einem Land im Umbruch mit sehr bewegter Geschichte. Nur eine Woche nach meinem siebenwöchigen Osttimor-Einsatz flog ich für vier Monate nach Kalkutta. Dorthin hat es mich im Jahr 2009 noch einmal für sechs Wochen verschlagen; mein Herz aber habe ich an die Menschen auf den Philippinen und das Mindanao-Projekt verloren. So habe ich bis heute weitere vier Langzeit- und zwei Kurzzeiteinsätze dort geleistet.

Ist Mindanao für Dich zu einem zweiten Zuhause geworden?

Obwohl ein Gefühl des Fremdseins bleibt –  ja. Land, Leute und das Projekt sind mir sehr vertraut. Ein wichtiger Schritt für mich war das Erlernen der Sprache. Im Jahr 2005 habe ich einen sechsmonatigen Sprachkurs in Davao besucht und Cebuano erlernt. Neben Tagalog ist das die auf den Philippinen am häufigsten gesprochene Sprache. Rund 18 Millionen Menschen sprechen sie.

Ist es Dir schwer gefallen, Cebuano zu erlernen?

Oh ja, es fällt mir heute noch schwer - aber ich bin froh, dass ich durchgehalten habe. Die Sprachkenntnisse haben meinen Alltag auf Mindanao sehr verändert. Ich kann die Patientengespräche nahezu ohne Dolmetscher führen, und ich habe einen besseren Zugang zur philippinischen Kultur. Übrigens ist es oft gut, wenn die Übersetzerin trotzdem zugegen ist, und das von mir Gesagte noch einmal wiederholt, auch um meinen Worten mehr Nachdruck zu verleihen.

Wie reagieren die Einheimischen, wenn sie merken, dass Du Cebuano sprichst?

Meist erleichtert. Vor allem, wenn die Übersetzerin den Raum verlässt und sie dachten, mit mir allein weitermachen zu müssen. Da hellt sich manche Miene auf, wenn ich sie in ihrer Muttersprache anspreche.

Wie konntest Du über die vielen Jahre Dein humanitäres Engagement mit einer Arbeit in Deutschland vereinen?

Gerade am Anfang hatte ich oft befristete Arbeitsverträge und bin sozusagen in den Lücken in die Einsätze gegangen. Für meinen ersten Langzeiteinsatz habe ich allerdings meinen ersten unbefristeten Job in Deutschland aufgegeben. Seit 2011habe ich das Glück, einen Chef zu haben, der mein Engagement als German Doctor sehr schätzt und nach Kräften unterstützt. Für die Langzeiteinsätze kann ich unbezahlten Urlaub nehmen. Das ist natürlich eine sehr komfortable Situation, und ich bin meinem Chef sehr dankbar für die Unterstützung.   

Wenn ich mir die Liste Deiner Einsätze anschaue und weiß, dass Du zwischendurch auch noch hierzulande gearbeitet hast, frage ich mich, ob Du überhaupt Zeit für Erholungsurlaube hattest?

Aber ja! Urlaub ist wichtig, um Kraft zu tanken. Ich habe immer zwischen den verschiedenen Tätigkeiten auch Pausen eingeplant.

Welche Veränderungen hast Du auf Mindanao über die Jahre wahrgenommen?

Es gibt zunehmend viele Autos, mehr klimatisierte Geschäfte, mehr westliche Konsumgüter und klimatisierte Busse. Vor kurzem hat sogar ein McDonald’s in Valencia eröffnet. Augenscheinlich geht es einigen Filipinos heute besser als noch vor 20 Jahren. Aber deswegen hat die Armut leider nicht abgenommen. Die Schere zwischen Arm und Reich öffnet sich nur weiter.

Gibt es Dinge vor Ort, die Dich manchmal verzweifeln lassen?

Sicher, ja. Wenn ich zum Beispiel dem netten 12-jährigen Jungen medizinisch nicht mehr helfen kann. Oder auch wenn dringend benötigte Medikamente nicht ankommen. Dann aber läuft plötzlich ein zweijähriges Kind fröhlich spielend über den Flur, das noch wenige Tage vorher völlig apathisch war. Dann weiß ich wieder, warum ich das tue, was ich tue. Natürlich ist meine Hilfe in einem kleinen Armenkrankenhaus angesichts der Probleme auf der Welt ein verschwindend kleiner Beitrag. Sie ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein, aber ‚aus vielen Tropfen entsteht ein Regen‘, lautet ein passendes Sprichwort.

Danke, Heike. Viel Erfolg bei allen kommenden Einsätzen!

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