Dauerregen, Unterernährung und Karaoke

Ein Bericht von Nina Elsner über ihren Einsatz in Buda auf den Philippinen

Die erste Woche in Buda ist wie im Flug vergangen, jetzt wird es wirklich mal Zeit für einen ersten Bericht. Wo ich hier nun eigentlich genau gelandet bin, musste ich auch erst einmal herausfinden, denn nach 26 Stunden Anreise bin ich auf den letzten Kilometern im Jeep immer wieder kurz eingeschlafen. Ich kam also bei Dunkelheit im German Doctors-Krankenhaus in Buda an, pünktlich zum Abendessen mit meinen deutschen Kollegen. Da ich aus dem Flugzeug nur eine Menge saftig grün bewachsener Hügel gesehen hatte, nahm ich  an, dass ich mich mitten in dieser grünen Landschaft befand.

Grüne Landschaft

Grüne Landschaft

 

 

 

 

 

 

 

 

Die ersten Tage hat es fast immer geregnet, wenn auch bei angenehmen Temperaturen um 23°C, immer noch besser als im deutschen Novemberregen. Nach einer kurzen Übergabe von meinem Vorgänger bin ich  direkt in den Klinikalltag eingestiegen, und habe einfach mal von 8:00 bis 17:30 Uhr gearbeitet; so kann man dem Regen gut entkommen. Die meisten der stationär behandelten Kinder haben zur Zeit Luftwegsinfekte, obstruktive Bronchitis oder Pneumonie, Routine auch für einen deutschen Kinderarzt, ein Glück… Ein bisschen Angst habe ich ja schon vor mir bisher unbekannten Tropenkrankheiten. Statt Tropenkrankheiten sehe ich in der Ambulanz jeden Tag gefühlte 50 Patienten mit Husten und Fieber, daneben bisher zwei Kinder mit Mumps, drei mit Windpocken, ab und zu mal einen Harnwegsinfekt oder Hautinfektionen wie Scabies (Krätze) und Impetigo (Grindflechte). Alles gut machbar.

Junge mit Hauterkrankung

Junge mit Hauterkrankung

 

 

 

 

 

 

 

 

Was schon schwieriger ist, ist das Management der akuten Unterernährung. Es gibt ein detailliertes Behandlungsprogramm der ‚Action contre la faim‘ (ACF), allerdings sind gerade die notwendigen Lösungen ReSoMal zur Behandlung der Dehydratation und die Anfangsnahrung F75 nicht lieferbar. Das hatte mir mein Vorgänger schon berichtet; das Problem besteht mittlerweile seit zwei Monaten. Woran die Lieferung scheitert, ist nicht herauszufinden. Als ich den ersten Patienten mit akuter Unterernährung und schwerer Dehydratation aufnehme, muss ich daher entgegen aller Empfehlungen handeln, und doch eine Infusion anordnen. Letztendlich wird der Junge am nächsten Tag nach Davao verlegt.

Mein Fazit nach Woche eins: Auf den Philippinen ticken die Uhren etwas anders. Hektik kommt nie auf, dafür auch keine schlechte Laune – es macht immer Spaß mit den philippinischen Schwestern, Pflegern und Ärzten zusammen zu arbeiten. Und ich muss feststellen, dass ich wiehernde Pferde vor meinem Zimmerfenster, laute Grillen und Kröten deutlich lieber mag als ausdauernde Karaokesänger…

Gruppenfoto mit Patienten

Gruppenfoto mit Patienten