Herausforderungen und Lichtblicke – Krankheiten und das „Feedingzentrum“

Ein Bericht von Isabel Herrero über ihren Einsatz in Chittagong

Das tägliche Krankheitsspektrum besteht neben dem Klassiker „Husten, Schnupfen und Fieber“ bei Kindern meist aus Infektionserkrankungen, Unfallfolgen, Glieder- und Rückenschmerzen, etc. Immer präsent und nie zu vernachlässigen ist die Tuberkulose, die durch öffentliche Gesundheitsprogramme bei Verdacht weiterdiagnostiziert und behandelt werden kann.

Uli Speidel im Behandlungszimmer Die meisten Erkrankungen, die wir täglich behandeln, sind häufig Resultate aus schlechter Hygiene und Armut. Unzureichende Latrinen in den Slums, die Schwierigkeit an sauberes Wasser zu gelangen und Unter- bzw. Fehlernährung tragen einen Großteil dazu bei, die medizinische Situation zu verschlechtern.

Skabies (dt.: Krätze) zum Beispiel ist ein häufiges Krankheitsbild bei unseren kleinen Patienten. Oft entstehen auf den betroffenen Hautstellen durch die feuchte Hitze (fast 80 % Feuchtigkeit!) und hohe Temperaturen (bis 36 Grad Celsius) auch noch großflächige eitrige Wunden. Häufig treten auch Durchfälle durch unsauberes Wasser auf. Durch Unterernährung geschwächte Slumkinder können dann schnell schwer krank werden und müssen ins Krankenhaus eingewiesen werden. Medikamente und anfallende Behandlungskosten werden dann von unserem Projekt übernommen.

Oft leiden die Patienten unter verschiedenen Infektionserkrankungen

Feedingzentrum

Trotzdem ist eine Einweisung eine Herausforderung für die betroffenen Familien, da in den öffentlichen Krankhäusern immer eine Begleitung notwendig ist. In der Regel wird die Mutter mit in das Krankenhaus aufgenommen, die sich dann um Essen und Pflege des Kindes kümmert. Bei Ausfall der Mutter müssen die älteren Geschwister zu Hause dann die Betreuung der Jüngeren übernehmen. Gerade mal zehn bis elf Jahre alte Kinder kümmern sich dann tapfer um ihre kleinen Geschwister, während der Vater weiterarbeiten muss, um wenigsten ein paar Taka nach Hause zu bringen. Die Schule spielt in solchen Situationen eine untergeordnete Rolle.

Trotz alledem versuchen wir in unserer Ambulanz den Familien einen kleinen Lichtblick anzubieten. Neben der medizinischen Versorgung können sie bei uns ihre Sorgen loswerden und sich Rat und Hilfe holen. Zusätzlich hat ganz neu im Januar 2012 unser „Feedingzentrum“ die Türen geöffnet. Zentral gelegen bieten wir Hilfe direkt vor Ort im Slum an. Das Ernährungsprojekt ist für mittel bis schwer unterernährte Kinder gedacht. Neben täglichem Essen mit hochkalorischer Kost, die im Zentrum hergestellt wird, bieten wir dort eine Tagesbetreuung der Kinder sowie auch eine Mütterberatungstelle an. Einmal die Woche fahren wir Ärzte zur Untersuchung und Überwachung der Behandlung ins Zentrum und leiten wenn nötig weitere Untersuchungen oder Therapien ein.

spielende Kinder mit Isabel Herrero

spielende Kinder mit Isabel Herrero

Die Mitarbeit und Aufbau an diesem neuen Teil in unserem Projekt in Chittagong macht sehr viel Spaß. Die Herausforderung bleibt durch gute Vorsorge Krankheiten gar nicht erst entstehen zu lassen. Das macht nicht nur Spaß, sondern auch Hoffnung auf eine grundlegende Verbesserung der Situation.

Ein Kind in Bangladesch „hätte“ die gleichen Chancen der körperlichen und geistigen Entwicklung wie ein europäisches Kind – diesem Ziel durch verbesserte Ernährung und Erziehung näherzukommen wäre ein großer Schritt in die richtige Richtung.